Mini-Taliban und ein ratloser Minister

(von Mirjam Lübke)

charia-konforme deutsche Schule der Zukunft: Wovon Multikulti-Linke träumen

Huch, wer hätte das ahnen können – deutsche Schulen werden zur Wirkstätte von religiösen Fanatikern? Ernsthaft? Die Schlagzeilen aus Neuss lesen sich, als wären die Ereignisse unerwartet vom Himmel gefallen und nicht schon lange absehbar gewesen. Erinnert sich noch jemand an die Wuppertaler “Scharia-Polizei”, welche 2014 Schlagzeilen machte? Anhänger des Salafisten-Predigers Pierre Vogel zogen seinerzeit durch die berühmte Stadt mit Schwebebahn und versuchten junge Menschen von Disco-Besuchen und Alkoholgenuss abzuhalten. Kurzerhand wurde Wuppertal per Handzettel zur “Scharia-kontrollierten Zone” erklärt, in der von nun an die salafistische Ausrichtung des islamischen Rechts gelebt werden müsse. Irgendwo auf der Straße einen Infostand aufzubauen und den Koran zu verteilen, reichte den Herren nicht mehr aus – deshalb zog man härtere Saiten auf. Religionsfreiheit einmal neu interpretiert: Es ist nicht mehr genug, selbst auf Schweinefleisch, Alkohol und Tanzvergnügen zu verzichten (was jedem unbenommen bleibt); nein, die Freiheit der Religionsausübung schloss plötzlich auch das Recht mit ein, anderen die andere Lebensweise rabiat aufs Auge zu drücken. Ähnlichkeiten zu anderen Ideologien in Regierungsverantwortung, die gegenwärtig  in unsere Wohnungen hineinregieren, sind nicht ganz von der Hand zu weisen.

Man kann also nicht behaupten, es hätte keine Warnzeichen gegeben, dass nun die nächste Generation von Pierre-Vogel-Fans in einer Gesamtschule in Neuss von sich reden machte, indem sie für ihre Lehranstalt die Einhaltung Scharia-konformer Sitten einforderte. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Ginge es nach diesen Nachwuchs-Taliban, so dürften künftig Jungen und Mädchen nur noch getrennt unterrichtet werden, wobei die Schülerinnen sich natürlich schamhaft zu verhüllen hätten. Bekanntlich sind diese Auswüchse nur die Spitze des Eisbergs – denn gerade Mädchen werden an Schulen mit hohem Migrantenanteil bereits seit längerem einer strengen Verhaltenskontrolle unterzogen. Nun soll derlei offenbar auch auf nicht-muslimische Schüler angewandt werden, denn schließlich ist es den Gläubigen nicht zuzumuten, unter Leugnern des wahren Glaubens zu wandeln. Die Lehrerschaft ist entsetzt und reibt sich die Augen, wie so etwas an den toleranten Schulen Nordrhein-Westfalens eintreten konnte – und auch Innenminister Herbert Reul staunt nicht schlecht: Solchen Tendenzen müsste man “frühzeitig entgegentreten”, forderte er. Man fragt sich unwillkürlich, auf welchem Planeten Lehrer und Minister sich in den letzten Jahren aufgehalten haben, denn in ihrer Welt war die Islamisierung Deutschlands bislang eine Verschwörungstheorie von “rechten Schwurblern”. Für “frühzeitig” ist es längst zu spät. Vergessen waren wohl all die Razzien im Clan-Milieu… denn wer hätte auch ahnen können, dass in diesen Parallelgesellschaften eine neue Generation heranwächst, welche selbstbewusst – um nicht zu sagen dreist – ihre Wertvorstellungen auf die mehrheitlich christliche Umgebung übertragen will?

Bloß nicht den Ruf der “Schule ohne Rassismus” gefährden!

Lehrer, welche sich derlei Tendenzen entgegenstellten oder auch nur darüber reden wollten, durften bislang nicht auf die Rückendeckung der Schulleitung oder der zuständigen Behörden rechnen; man wollte ja schließlich den Ruf der “Schule ohne Rassismus” nicht in Gefahr bringen. Wären die Konsequenzen nicht so ernst, könnte man darüber nur herzhaft lachen: Da bauen sich minderjährige Jungs auf dem Pausenhof auf und erklären dem Rest der Schülerschaft, wie sie sich künftig zu kleiden und zu verhalten habe. In einer Welt, die ihren Verstand noch beisammenhat, sollte die Reaktion darauf eine freundliche, aber bestimmte Ansage an die jungen Herren sein, doch bitte wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen und ihre Forderungen als unverschämt und gänzlich abwegig zu erkennen. Weniger diplomatische Menschen könnten auch versucht sein, den Mittelfinger in Richtung der Pausenhof-Salafisten zu heben und diese zu fragen, wovon sie eigentlich nachts träumen. Allerdings leben wir im besten Deutschland aller Zeiten, und so mag mancher Schulleiter schon heimlich darüber sinnieren, ob und wie man den jungen Herren nicht ein wenig entgegenkommen könnte, um Ärger zu vermeiden. Mit einem kleinen Gebetsraum etwa? Oder einem Appell an die übrige Schülerschaft, das Schinkenbrot doch bitte künftig nur noch daheim zu essen? Das könnte schließlich auch die Vegetarier in der Elternschaft zufriedenstellen.

Denn tatsächlich wird es schwierig werden, das Ruder noch einmal herumzureißen, da Schweigen und Entgegenkommen bislang wenig dazu beigetragen haben, derlei Forderungen Grenzen aufzuzeigen. Mit Rassismuskeule und aggressivem Auftreten können die meisten Schulen nicht umgehen; man hat sich das selbst als Toleranz verkauft. Nicht zu Unrecht mag mancher Lehrer auch Angst haben, das Opfer von tätlichen Angriffen zu werden, sollte er sich den Nachwuchs-Salafisten in den Weg stellen. Zwar ist in Deutschland bislang noch kein Lehrer geköpft worden wie der französische Pädagoge Samuel Paty – aber wer kann schon wissen, wann auch diese Hemmschwelle bei uns fällt?

Explosive Mischung

Es geht nicht darum, muslimische Schüler zum Verzehr von Schweinefleisch zu zwingen oder die Mädchen zum Tragen freizügiger Kleidung. Aber Selbstbeherrschung bei der Einhaltung der eigenen religiösen Regeln ist nicht die Stärke dieser Salafisten und ihrer Gesinnungsbrüder. In der Tendenz habe ich das in den vergangenen drei Jahrzehnten schon häufig dort beobachten können, wo sich interreligiöse Begegnungen ergaben. Etwa im Koran-Kurs an der Universität: Ein junger Medizinstudent, hochintelligent, kam plötzlich wie umgewandelt aus dem türkischen Heimaturlaub zurück, von einem langen Bart geziert. Er forderte den Dozenten, einen katholischen Professor, ungeniert auf, die Frauen aus dem Kurs zu verbannen. Obwohl durchaus Islam-affin, lehnte dieser das Ansinnen empört zurück, schließlich stünden die Seminare allen Interessierten offen. Bei interreligiösen Treffen wurde von Muslimen häufig eingefordert, alle Anwesenden sollten auf Essen verzichten, das nicht halal sei. Als Argument für das Kopftuch wird häufig vorgebracht, der Anblick von weiblichem Haar führe Männer in Versuchung. Nun sollte man meinen, dass ein religiöser Mensch aus seiner Religion die Stärke zieht, auch in Momenten der Versuchung Verzicht zu üben, denn erst das macht nach der Auffassung der meisten Glaubensgemeinschaften wahre Stärke aus. Die Umwelt ist schließlich nicht dafür verantwortlich, es dem Gläubigen möglichst bequem zu machen und ihm alles zu ersparen, was seinen Unmut erregen könnte. Er beim Anblick eines Schinkens in Rage gerät, muss dringend an seiner inneren Einstellung arbeiten. In Sachen Selbstbeherrschung weisen einige Muslime offenbar jedoch starke Defizite auf, kommt noch missionarischer Eifer dazu, dann entsteht eine explosive Mischung.

Wie die Borg bei “Star Trek” gibt man keine Ruhe, bis sich das gesamte Universum “assimiliert” hat – gerne auch mit Gewalt. Ein klares “Nein!” ist nun gefordert, wenn wir uns nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen wollen; vor allem dann, wenn der Begriff “Religionsfreiheit” auch nur ansatzweise noch einen Sinn ergeben soll. Das gilt nicht nur für die Schulen, sondern auch für jegliche Verstöße gegen unsere gesellschaftlichen Regeln. Es geht nicht um unterwürfige Anpassung, aber um Konsequenzen für Fehlverhalten. Wenn ich dem Kuchen nicht widerstehen kann, muss ich mich nicht wundern, dass ich zunehme. Unverschämtheit darf sich nicht mehr lohnen, auch wenn das für unsere Toleranzgesellschaft ein Ende des Selbstbetrugs bedeutet. Wenn das schon an den Schulen nicht gelingt, wie soll es dann erst gesamtgesellschaftlich funktionieren? Wer keine Lust auf ein Kalifat in Europa hat, muss sich dann eben auch an den Gedanken gewöhnen, dass wiederholte Regelverstöße mit einem Ticket für die Heimreise “belohnt” werden müssen. Ganz gesetzeskonform… auch wenn Migrationsromantiker das nicht hören wollen.