2023 war ein Jahr von erfolgreichen und gescheiterten Mondmissionen, in dem parallel große Pläne von NASA, ESA, SpaceX und Co. weiterverfolgt wurden: für Siedlungen auf Mond und Mars. In unserem Jahresrückblick erfahrt ihr, was 2023 in der Raumfahrt passiert ist: von Weltraum-Habitaten und Mondstraßen, über Fabriken im All bis zu Raumanzügen von Luxusmarken.
(von Joanne Arkless)
Im Dezember 1972 betrat zum vorerst letzten Mal ein Mensch den Mond. 2025 soll es laut Zeitplan der amerikanischen Weltraumagentur NASA und ihres Artemis-Programms, an dem mit ESA, JAXA und CSA auch ihre Counterparts aus Europa, Japan und Kanada beteiligt sind, wieder so weit sein. Auch China, Russland und Indien planen bemannte Mondmissionen. In den kommenden Jahren sollen Raumstationen im Erdorbit und bis 2040 sogar dauerhafte Basislager auf dem Erdtrabanten entstehen, in denen Astronautinnen und Astronauten monatelang leben sollen. Nach dem Mond soll dann der Mars von Menschen erreicht werden. Anders als bei der Internationalen Raumstation ISS, für die weltweit zusammengearbeitet wurde, liefern sich dabei verschiedene Staaten und Unternehmen einen Wettlauf.
In den Zeitdimensionen der Raumfahrt drängt die Zeit also bereits, weshalb 2023 ein Jahr der Vorbereitungen war – mit erfolgreichen und gescheiterten Mondmissionen, aber auch mit Forschungs- und Entwicklungsprojekten zur Vorbereitung der Flüge zu Mond und Mars. Nach einem kurzen Überblick der High- und Lowlights in Sachen Weltraummissionen 2023, stellen wir euch zum Abschluss des Jahres die 1E9-Artikel vor, in denen wir uns im einzelne Projekte und Ideen genauer angeschaut haben, die ein Leben fernab der Erde ermöglichen sollen.
Erfolge und Misserfolge 2023: Mondmissionen sind kein Selbstläufer
Mit Luna-25 startete Russland im Alleingang eine Mondmission, die an den Erfolg der sowjetischen Luna-24-Mission 1976 anknüpfen sollte. Allerdings scheiterte sie nach einem geglückten Raketenstart im August 2023. Laut der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos zerschellte die Raumsonde auf der Südseite des Mondes.
Besser lief es – nach einer Bruchlandung im Jahr 2019 – für die indische Mondmission Chandrayaan-3 , die es im August nur ein paar Tage nach dem Luna-Absturz auf den Mond schaffte. Als vierte Nation neben den USA, Russland und China gelang Indien damit eine kontrollierte Mondlandung. Auch Japan hätte sich 2023 in die Liste einreihen können, doch der Kontakt zum kommerziellen Mondlander Hakuto-R brach im April kurz vor der geplanten Landung ab. Das Landefahrzeug legte eine Bruchlandung hin.
Dennoch stehen die Chancen für eine erfolgreiche japanische Mondlandung nicht schlecht: Im September brach die Slim-Mission in den Weltraum auf. Sie soll am 25. Dezember 2023 in den Mondorbit eintreten, um am 19. Januar 2024 auf der Mondoberfläche zu landen, berichtet die japanische Raumfahrtbehörde JAXA.
Transport zu Mond und Mars: Noch ist das Starship von SpaceX nicht einsatzbereit
Auch für Reisen zum Mars werden bereits Vorbereitungen getroffen – natürlich auch SpaceX von Elon Musk. Das Raumfahrtunternehmen arbeitet bereits an seinem neuen Raketenmodell, dem Starship, das auch für benannte Flüge zu Mond und Mars eingesetzt werden soll. Noch in diesem Jahrzehnt soll es zum roten Planeten aufbrechen. Im April 2023 setzte SpaceX mit der Starship zum ersten Testflug an, doch die Rakete explodierte vier Minuten nach dem Start. In einem Artikel haben wir damals ausführlicher darüber berichtet .
Auch ein zweiter Test im November endete mit einer Explosion, dennoch wurde der Versuch von SpaceX als Erfolg gewertet. Übrigens rechnet der Münchner Raumfahrtexperte Ulrich Walter, der 1993 selbst als Astronaut im Weltraum und auch schon Speaker bei unserem Festival der Zukunft war, rechnet übrigens mit einer Marslandung erst im Jahr 2048 .
Der ESA-Chef will, dass Europa ein eigenes Raumschiff entwickelt
Europäische Astronauten sind aktuell auf die Raketen von SpaceX und Co. angewiesen, um ins Weltall zu gelangen. Doch dieses Jahr kündigte der Chef der Europäischen Weltraumorganisation ESA an, dass Europa im Laufe des Jahrzehnts ein eigenes Raumschiff entwickeln könnte – auch für Mondmissionen, berichtete @Michael im Juni dieses Jahres. Hier geht’s direkt zum Artikel .
Werden Menschen den Flug zum Mars im künstlichen Winterschlaf erleben?
Will die Menschheit den Mars erreichen, muss sie viele Herausforderungen meistern. Eine davon: der lange Flug dorthin, den die Astronauten überstehen müssten. Die Europäische Weltraumorganisation ESA arbeitet erforscht daher, ob man Menschen für Weltraumreisen in einen künstlichen Winterschlaft versetzen kann, der physische und psychische Belastungen reduzieren könnte. Hier könnt ihr mehr darüber nachlesen .
Die neuen Raumanzüge der NASA kommen (auch) von Prada
Für die bemannte Mondmission Artemis-3 der NASA, die 2025 stattfinden und Menschen zurück auf den Erdtrabanten bringen soll, hatte die Agentur auch die Entwicklung neuer Raumanzüge ausgeschrieben. Unter den zahlreichen Bewerbern setzte sich Axiom Space, ein Start-up früherer NASA-Mitarbeiter durch, und verkündete die Kooperation mit einem exklusiven Partner: mit der Luxusmarke Prada. Wieso, weshalb, warum, das hat uns @Michael erklärt. Seinen Artikel findet ihr hier .
Zu Mond und Mars gelangen und dabei stilvoll gekleidet zu sein, ist schon schwer genug. Doch dort dauerhaft zu Leben und zu arbeiten, ist völliges Raumfahrt-Neuland. Trotzdem wurde 2023 an vielen spannenden Lösungen für Infrastruktur auf anderen Himmelskörpern gearbeitet.
Bauteile für Mond- und Marsstationen können auch im All 3D-gedruckt werden
Das Münchner Start-up DCUBED hat sich die Frage gestellt: Wie können wir Siedlungen auf Mars und Mond bauen, ohne die Bauteile auf der Erde herzustellen, mühsam und teuer zu verpacken und dann per Raketen auf eine lange Reise zu schicken? Ganz einfach, zumindest in der Theorie: per 3D-Druck direkt im All. DCUBED hat genau dafür eine Technologie entwickelt – und will damit Geschichte schreiben. @Wolfgang hat mit dem Team gesprochen und erklärt ich euch in seinem Artikel mehr darüber .
Münchner Studierende der WARR entwickeln Ideen für Mondstraßen
Studierende der Technischen Universität München haben @Joanne in diesem Jahr eine Tour durch ihre Werkstatt gegeben und berichtet, an welchen Projekten sie für die Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt, kurz WARR, gerade arbeiten. Dazu gehören eigene Raketen, medizinische Experimente für die ISS, aber auch ein kleiner Rover, der mithilfe von Sonnenlicht aus Mondstaub festen Straßenbelag herstellen soll. Hier könnt ihr nachlesen, wie genau das funktionieren soll .
Mars-Siedlungen aus Dreck, Kartoffeln und Salz, warum nicht?
Woraus könnte man eine Siedlung auf dem Mars bauen? Darüber macht sich auch ein Forschungsprojekt an der Universität Manchester Gedanken, das sich @Michael genauer angeschaut hat. Konkret wurde ein Material entwickelt, das so stabil wie Beton sein soll, aber aus Marsdreck, Kartoffelstärke und Salz hergestellt werden kann. Neugierig geworden? Hier erfahrt ihr mehr.
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