Es klingt wie eine Positiv-Meldung, ist in Wahrheit aber nur ein weiterer Beleg für den schleichenden Rückbau der deutschen Wirtschaftskraft …
Der Fachkräftemangel schwächt sich in Deutschland ab, immer weniger Unternehmen beklagten zuletzt, dass sie nicht das geeignete Personal finden. Die schwache Konjunktur in Deutschland hat den Fachkräftemangel gebremst, vor allem bei Industrie und Bau. In nur eineinhalb Jahren ist die Zahl der Unternehmen, die sich durch fehlende Fachkräfte in der Ausübung ihrer Geschäfte behindert sehen, um beinahe ein Viertel (22 Prozent) gesunken.
Das zeigt das aktuelle Fachkräftebarometer der staatlichen Förderbank KfW.
Nur noch 39 Prozent aller Betriebe gaben im Oktober an, keine Mitarbeiter zu finden und darunter im Tagesgeschäft zu leiden – im Juli dieses Jahres waren es noch 43 Prozent, im Juli 2022 waren es noch 50 Prozent der Betriebe. 2022 war die Wirtschaftsleistung Deutschlands trotz der Nachwehen der Corona-Krise noch um 1,8 Prozent gestiegen. 2023 wird sie um bis zu 0,5 Prozent sinken und sich auch im kommenden Jahr aller Voraussicht nach nicht schlagartig erholen.
Erster Rückgang seit der Corona-Krise
„Der Anteil der Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit durch Fachkräftemangel behindert sehen, ist durch die Konjunkturabschwächung zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder unter die 40-Prozent-Marke gefallen“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Wenn sich die Konjunktur erhole, könne das Problem wieder größer werden. Weiterhin gingen viele sogenannte Babyboomer, also die Generation aus den geburtenstarken Jahrgängen bis Mitte der 60er-Jahre, in Rente. Die nachkommenden Jahrgänge seien zahlenmäßig schwächer.
„2025 wird die Zahl der Erwerbstätigen zu schrumpfen beginnen und für den Fachkräftemangel eine neue Phase einläuten“, sagte Köhler-Geib. Längerfristig habe der Fachkräftemangel das Potenzial, das Wachstum in Deutschland auf unter ein Prozent zu begrenzen.
Insgesamt seien kleine und mittlere Unternehmen ebenso häufig betroffen wie große. Regional bestünden jedoch erhebliche Unterschiede. So seien die Unternehmen in Ostdeutschland mit 44 Prozent mit Abstand am häufigsten durch Fachkräftemangel betroffen, die Unternehmen in Norddeutschland mit 33 Prozent dagegen am wenigsten.
Betrachtet man die Branchen, zeigt sich das nächste Problem des Wirtschaftsabschwungs: Industrie und das Bauhauptgewerbe kommen am besten weg, nachdem zahlreiche Industriebetriebe infolge der hohen Energiepreise ihre Produktion heruntergefahren haben und der Hausbau eingebrochen ist.
Dort klagen nur 29 Prozent, nicht die geeigneten Leute zu bekommen. Bei den Dienstleistern ist der Anteil mit 45 Prozent dagegen am höchsten. Im Handel meldeten 33 Prozent der Unternehmen einen Mangel an Fachkräften, im Einzelhandel sogar 39 Prozent. Den größten Mangel haben Steuerberater mit 77 Prozent, gefolgt von Verkehrsbetrieben mit 64 Prozent. Stark nachgelassen hat der Fachkräftemangel dem Barometer zufolge dagegen unter anderem in der Textilindustrie (11 Prozent), der chemischen Industrie (16 Prozent), der Möbelherstellung (20 Prozent) und in der Automobilindustrie (26 Prozent).
Für das Fachkräftebarometer werden einmal pro Quartal rund 9000 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Handel sowie Dienstleistungen befragt, darunter rund 7500 Mittelständler.
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