NRW-Innenminister Reul warnt vor einem um sich greifenden Islamismus

Von Josef Kraus

Die Warnung von Innenminister Reul überrascht nicht. In Deutschland vollzieht sich mit beschleunigtem Tempo das, was im Nachbarland Frankreich längst Realität ist. In Frankreich hat der Staat in mehreren Regionen die Kontrolle verloren. Dort ist die muslimische Kultur in weiten Bereichen de facto die Leitkultur.

Herbert Reul (CDU), Innenminister von NRW, stellt zum ersten Mal ein Lagebild zum Problemfeld Islamismus vor, 14. Mai 2024

„Der Islam gehört zu Deutschland.“ Diesen Satz hört man seit Jahrzehnten aus dem Munde aller möglichen All-Altparteienpolitiker. Bis zur Abstumpfung. Deshalb bis zur Abstumpfung, weil man damit dagegen immunisiert wurde, was Islam eben auch ist: Scharia und Islamismus. Die arabische Sprache unterscheidet übrigens nicht zwischen Islam und Islamismus.

Nun hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) davor gewarnt, dass der Islamismus weiter auf dem Vormarsch sei. Es ist ja gut, dass das ein maßgeblicher Innenminister sagt – schaurig gut allerdings. Denn der deutsche Michel, auch der intellektuelle, professorale, hat sich in Sachen Islam längst zum Biedermann gewendet, der den Brandstifter voller Verständnis bei sich einnistet.

Reul sagt unter anderem: Islamistische Prediger ködern junge Menschen mit Alltags-Tipps, die sie mit Hassbotschaften verknüpfen. Auf Plattformen wie Tiktok haben sie Millionen Follower. Anmerkung: Hier sind die islamistischen Antreiber gut, auch wenn ihre Klientel überwiegend Halbanalphabeten sind. Aber darum geht es nicht, denn in clever geschnittenen Videos verkünden Moderatoren antisemitische Botschaften, preisen den Jihad und rufen zur Gewalt gegen Juden auf. Besorgt schaut Reul auch in die Schulen, wo sich radikale Botschaften schnell verbreiten. Weitere Botschaften sind: Frauen seien Männern untergeordnet, dürften ihnen nicht widersprechen und hätten sich vollständig zu bedecken.

Kein Wunder, wenn in NRW laut aktuellem Lagebericht der Islamismus im Bereich des politischen Extremismus die größte, auf das rund Fünffache gesteigerte Gefahr für Menschenleben darstellt. Zurzeit sind 2600 extremistische Salafisten in NRW nachrichtendienstlich bekannt. Davon gehören 2000 dem politischen und 600 dem gewaltorientierten Spektrum an.

Überrascht uns das? Schaut nach Frankreich!

Nein, man kann nicht überrascht sein. Denn in Deutschland vollzieht sich mit beschleunigtem Tempo das, was im Nachbarland Frankreich längst Realität ist. In Frankreich hat der Staat in mehreren Regionen die Kontrolle verloren. Dort ist die muslimische Kultur in weiten Bereichen de facto die Leitkultur.

Von Bildung kann an Frankreichs Schulen oft kaum noch die Rede sein. Weil Schulen mehr als mit Bildung mit der Gewährleistung von Sicherheit zu tun haben. Schulen in Frankreich sind oft Hochsicherheitstrakte mit Überwachungskameras, Drehkreuzen und Metalldetektoren (siehe hier). An nicht wenigen Schulen gibt es eine gewalttätige Scharia-„Sittenpolizei“ von nordafrikanischen Jugendlichen. Ein Mädchen, das sich europäisch kleidet, kann schnell als Ungläubige und Hure angesehen und ins Koma geprügelt werden. Schulleiter knicken ein, wenn sie verlangt hatten, dass eine Schülerin ihr Kopftuch ablegt. Selbst wenn an französischen Schulen ein Kopftuchverbot gilt. Zig Schulen mussten im Frühjahr 2024 unter bewaffneten Schutz gestellt werden, nachdem mehr als 130 islamistische Terrordrohungen eingegangen waren.

Immer wieder gibt es Todesopfer in Frankreich in Schulen oder im Umfeld von Schulen. Am 16. Oktober 2020 enthauptete ein 18-jähriger muslimischer Extremist den Lehrer Samuel Paty auf offener Straße. Am 13. Oktober 2023 wurde der Lehrer Dominique Bernard in einer Schule in Arras ermordet. Der Mörder ist ein polizeibekannter Tschetschene namens Mohammed Mogouchkov; ihn störte die demokratische Wertevermittlung des Lehrers. Kein anderes europäisches Land hat überhaupt so viele islamistisch motivierte Morde zu beklagen wie Frankreich. Mittlerweile sind es über 300 Tote. Das Problem wurde vom französischen Establishment jedoch lange verschwiegen und verdrängt – aus Angst vor Rassismusvorwürfen. Eine Mehrheit der Linken und viele Bürgerliche tabuisierten das Problem, indem sie Warnern vorwarfen, „Wasser auf die Mühlen der Rechten“ zu leiten.

Die Lage in Frankreich mag noch schlimmer sein als in Deutschland. Aber immerhin gibt es in Frankreich – anders als in Deutschland – ernstzunehmende und ernstgenommene Intellektuelle, die sich um Frankreichs Zukunft sorgen und keinerlei Multikulti-Illusionen hingeben. Solche Denker werden in Frankreich nicht als „rechts“ diffamiert. Der eigentlich linke, atheistische Philosoph Michel Onfray zweifelt an der Möglichkeit einer „Reconquista“ (Rückeroberung Frankreichs), er prognostiziert bürgerkriegsähnliche Zustände und prognostiziert: „Die Republik gibt auf.“ Von der politischen Führung nimmt er nur „Prahlereien“ und „Humbug“ wahr. Das mediale Establishment schwafle ansonsten ratlos von „vielen sensiblen Vierteln“.

Alain Finkielkraut ist ebenfalls ein Mahner. Der vormalige Professor für Ideengeschichte ist Sohn eines polnisch-jüdischen Lederwarenhändlers, der das KZ Auschwitz überlebt hatte. In Büchern und Zeitungsessays kritisiert er etwa den „Wokeismus“ als „Todeskult“ und als Installation des Hasses auf den Westen im Herzen des Westens.“ Hinzu komme, dass der Wokeismus sich mit dem Islamismus verbinde. Ebenfalls jüdische Wurzeln hat der Historiker Georges Bensoussan, Sohn einer jüdischen Familie, die 1958 von Marokko nach Frankreich floh. Er sagt in einem Interview nach dem 7. Oktober 2023 ganz ungeschminkt: „Ein Teil der eingewanderten Bevölkerung ist ein Reservoir des antisemitischen Hasses, das eines Tages explodieren wird.“ Und: „Man verurteilt den Antisemitismus, aber man benennt nicht die Antisemiten.“

Bekannt sollte auch sein, was 1973 Jean Raspail im „Heerlager der Heiligen“ und 2015 Michel Houellebecq in „Unterwerfung“ fiktiv, aber sehr realistisch skizziert hatten: eine Machtübernahme Frankreichs durch „Geflüchtete“ oder Islamisten.

Solche Stimmen würde man in Deutschland auch gerne vernehmen – nicht nur die Stimme einer mutigen, von Politik und Medien ins Abseits gestellten Susanne Schröter. In Deutschland hofiert man den Antisemitismus und mit ihm den Islamismus auch professoral. Mehr als 300 Professoren etwa haben sich kürzlich in Berlin mit propalästinensischen Aktivisten solidarisiert. Es bedürfte einer eingehenden Analyse, warum sogenannte Intellektuelle so etwas machen. Vermutlich, weil ihnen als Kulturmarxisten die Proletarier als revolutionäre Masse abhandengekommen sind und nun alle möglichen – real oder fiktiv – „Verdammten der Erde“ inklusive Hamas an deren Stelle getreten sind.