Zu wenig Schuldkult – Heeresgeschichtliches Museum wird umgestaltet

Im Februar wurde Dr. Georg Hoffmann zum neuen Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums bestellt. Unter Hoffmann soll die seit längerem geforderte “Umgestaltung” des Museums vorgenommen werden. Dass es dabei zu Verbesserungen kommt, ist nahezu ausgeschlossen – denn die Neugestaltung ist ein dezidiert linksliberales Erziehungsprojekt.

„Kriege gehören ins Museum“ – mit diesem Spruch wirbt das Heeresgeschichtliche Museum seit Jahren. Nun wird das HGM selbst zum Schlachtfeld. Allerdings wird der Bau aus dem Jahre 1856 nicht von Soldaten und Kanonen, sondern von linksliberalen Gesinnungswächtern unter Beschuss genommen. Es tobt ein Krieg um Deutungshoheit, Geschichtserzählung und die Rolle des österreichischen Soldaten.

Linker Feldzug

Seinen Anfang nahm alles 2019. Mit „Standard“ und „Kurier“ hatte die linke Jagdgesellschaft Österreichs zwei ihrer schwersten Geschütze in Stellung gebracht. Nun begann das Feuer. Über mehrere Wochen hinweg verunglimpfte die kleine aber um so einflussreichere Kaste der linksliberalen Journaille das militärhistorische Museum, dessen Direktion und selbst die Mitarbeiter in zahlreichen Artikeln. Von einem „problematischen Geschichtsbild“, „Revisionismus“ und selbst von „rechtsextremen Umtrieben“ wurde gefaselt.

ÖVP springt über das Stöckchen

Es war nicht das erste Mal, dass das HGM von linker Seite angegriffen wurde. Schon früher war das Haus und seine Ausstellungen Ziel anti-österreichischer Attacken gewesen, diese hatten jedoch keinen Einfluss nehmen können. Die Medienkampagne vor vier Jahren schlug hingegen ein wie eine Bombe. Der damalige Verteidigungsminister Thomas Starlinger (ÖVP) sprang über das linke Stöckchen und beraumte in voreiligem Gehorsam eine externe Kommission zur Prüfung des Museumsshops und der Ausstellung zur Zeit von 1918 bis ’45 an. Im Dezember 2019 wurde die Untersuchung auf das gesamte Museum samt Außenstellen ausgeweitet.

Fehlende “Genderperspektive”

Zwar kam Kommissionspräsident Wolfgang Muchitsch 2021 zu dem Schluss „Wir haben keine Hinweise auf antisemitische oder rechtsextreme Inhalte gefunden“, der Schaden war dennoch angerichtet – eine Umgestaltung sei nötig: „Ansprüche an ein modernes militärhistorisches Museum fehlen“, das Ausmaß der Gewalt im Kriege werde nicht adäquat gezeigt und österreichische Feldherrn und Siege würden zu sehr glorifiziert. Auch eine fehlende „Genderperspektive“ wurde kritisiert – kein Wunder, leben wir doch mittlerweile in Zeiten, in denen spezielle „Umstands-Kampfanzüge“ für schwangere Soldatinnen produziert werden.

Säuberung des Museumsshops

Erste Schritte waren bereits unmittelbar nach den Vorwürfen unternommen worden. So waren 17 Bücher aus dem Sortiment des hauseigenen Museumsshops verschwunden. Grund dafür war “fehlende kritische Darstellung, insbesondere von Akteuren oder Operationen des Zweiten Weltkrieges“. Zwar handelte es sich bei allen Werken um frei erhältliche Literatur, aber dies war irrelevant. Eines der abgesägten Bücher war “Österreich im Feuer – Tragödien der Tapferkeit 1939–1945“, das besondere soldatische Leistungen österreichischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg hervorhebt – für den Geschmack der Prüfkommission zu patriotisch und “unkritisch“.

Verbrechen” sollen stärker dokumentiert werden

Sie empfahl ein “breiteres Angebot an Literatur” zum Holocaust, dem “Vernichtungskrieg” der Wehrmacht und zu Kriegsverbrechen aufzunehmen. Als Resultat finden sich im Souvenirshop des Museums jetzt Werke zu den “tapferen” Leistungen der Alliierten und zu den vermeintlichen Verbrechen unserer Truppen. Kritische Literatur, etwa zu den Vergewaltigungswellen durch die Rote Armee oder den anglo-amerikanischen Zivilbombardements, findet sich genauso wenig wie wertungsfreie Literatur zur Wehrmacht. Auch (Spielzeug-)Modelle von deutschen Panzern und anderem Kriegsgerät mussten aus dem Verkaufsbereich verschwinden. Dies führt zur skurrilen Situation, dass man in einem österreichischen Militärmuseum lediglich Panzermodelle des ehemaligen Feindes erwerben kann.

Selbst Verteidigung Wiens 1683 unter Kritik

Auch wenn der Fokus der Kritik auf der Darstellung der jüngeren Zeitgeschichte liegt, erstreckt sich die linke Empörung über das gesamte Museum und dessen Ausstellungen. Allgemein seien „zu viele Waffen“ und Kriegsgemälde ausgestellt und die Betrachtung zu „nationalorientiert“. Die Perspektive und Motivation der Gegner komme zu kurz. Selbst jahrhundertealte Bilder stehen dabei unter Kritik. Etwa das Monumentalgemälde “Belagerung und Entsatz der Stadt Wien 1683”. Das Werk eines unbekannten Malers zeigt die letzten sechs Tage der zweimonatigen Belagerung Wiens durch die Osmanen. Kritisiert wird die Darstellung der türkischen Truppen – diese wären zu „entmenschlicht“ gemalt.

Empörung über eigene Vorfahren

Zwar stimmt es, dass die Belagerer in einem besonderen karikaturhaften Stil gemalt sind – sie sind schweinsähnlich dargestellt – dies ist aber im Entstehungskontext völlig verständlich: Die Türken hatten Tod und Zerstörung nach Wien getragen, das Umland verwüstet und die Bevölkerung gemeuchelt. In der Stadt plagte man sich mit Seuchen und Hunger, begann aus Not sogar Katzen zu essen. Dass 340 Jahre später wohlsituierte Gutmenschen sich daran stoßen, wie unsere leidgeplagten Vorfahren ihre Feinde malten, ist an dreister Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Trotzdem muss ob der linken Deutungsmacht und Debattenhoheit davon ausgegangen werden, dass dieses und ähnliche Bilder im Zuge einer Umgestaltung zumindest „kritisch kommentiert“ werden.

Umgestaltung als Drohung

Am 15. Februar bestellte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner nun Dr. Georg Hoffmann zum neuen Direktor und Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums. Der 43-Jährige soll sich auch um die geplante Umgestaltung des Museums kümmern. Gegen eine Wiederbestellung des vorherigen Direktors Dr. Christian Ortner, der die Leitung seit 2005 innehatte, war zuvor von ORF und linken Tageszeitungen massiv Stimmung gemacht worden. Die Worte der Ministerin sowie die entsprechende Presseaussendung des Bundesheers klingen dabei fast wie eine Drohung: “Ein Neubeginn bedeutet Mut zur Veränderung und alte Pfade zu verlassen und neue Brücken zu bauen. Mit Dr. Hoffmann […] haben wir die richtige Wahl getroffen das Museum in ein modernes Zeitalter und in ruhigere Fahrwasser zu führen. Nach harter Arbeit, gemeinsam mit der eingesetzten Kommission, sind wir nun auf einem guten Weg“.

Schuldkult soll forciert werden

Der neue Direktor strebte „Modernisierung und Weiterentwicklung des Museums“ an, um es zu einem „Ort der offenen Diskussion über Militärgeschichte“ zu machen. „Multiperspektivität und Diversität“ gelten dabei als Leitlinie. Im Vordergrund stehe unter anderem die Steigerung des Frauenanteils der Mitarbeiter. Ziel sei es, das HGM als „Lern- und Diskussionsort für Soldatinnen und Soldaten“ zu entwickeln, sowie die „Teilnahme an der Kooperation zwischen dem Österreichischen Bundesheer und der KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Hinblick auf das historische Bewusstsein“. So will das HGM einen wichtigen Beitrag zur geistigen Landesverteidigung und zur Stärkung der Demokratie leisten.

Wehrmachtsausstellung 2.0?

Wer mit zeitgeistigen Phrasen und Sprechblasen vertraut ist, kann hier zwischen den Zeilen die Stoßrichtung erkennen. Zur „geistigen Landesverteidigung“ wird eine derartige Umstrukturierung sicherlich nicht beitragen, ganz im Gegenteil. Die Überbetonung der eigenen “geschichtlichen Schuld”, das Hinterfragen natürlicher Rollenbilder und die Dekonstruktion von Männlichkeit und Soldatentugenden sind zu befürchten. Besonders sollte die Umgestaltung der Ausstellung „Republik und Diktatur“ im Auge behalten werden. Schon jetzt machen sich Linke dafür stark, diese im Stil der Wehrmachtssaustellung von 1995 zu gestalten. Diese Ausstellung war ein Paradigmenwechseln im Umgang mit der Kriegsgeschichte. Galt davor allgemein, dass Wehrmachtssoldaten ritterlich und ehrenhaft gekämpft hatten, solange nicht im Einzelfall das Gegenteil dokumentiert war, verunglimpfte diese Wanderausstellung den deutschen Soldaten per se als Verbrecher. Eine fehlerhafte Darstellung, die bis heute nachwirkt.

Ideologisch motivierte Umgestaltung

Militärgeschichte ist immer auch politische Geschichte“, verkündete der Leiter der Prüfkommission des HGMs in seinem Bericht. Dies ist korrekt. Den ideologischen Gegnern des aktuellen Museums geht es nicht um ein „modernes Museum“, sondern darum, die bisher eher neutralen Ausstellungen des Heeresgeschichtlichen Museums nach ihren ideologischen Moralvorstellungen umzugestalten und dem Besucher vorzugeben, wie er zu denken hat.