James Bond ist zu rassistisch – deshalb wurde die ganze Reihe der Bücher von Autor Ian Flemming überarbeitet und mit Warnhinweisen versehen. Wer auf solche Ideen kommt, hat die Geschichte nicht verstanden, findet unsere Autorin.
Oh nein, ein fiktionaler Charakter hat was böses gesagt! Deshalb wurden die Bücher nun überarbeitet – beziehungsweise zensiert. Auffallend dabei: Bezeichnungen für Schwarze wurden gestrichen, Formulierungen die man als rassistisch gegenüber Asiaten auffassen könnte aber nicht. Der MDR schrieb zu der Überarbeitung: „Für die Neuauflage wurden Begriffe und Anspielungen, die heute als anstößig gelten könnten, entfernt und geändert.“ „Anstößig“ ist dabei genau das richtige Wort. Denn es umschreibt schön, wie antiquiert dieser Trieb ist, Wörter auszulöschen.
Nicht nur werden die bösen Worte gestrichen, die Neuauflage wird auch mit einem Warnhinweis versehen. Darin soll der leicht empörte Leser daraufhin gewiesen werden, dass dieses Buch aus einer anderen Zeit stammt, in der solche Begriffe noch zum Alltag gehörten. Das ist interessanterweise nicht das erste Mal, dass das Buch politisch korrekt angepasst wird. In den 50er Jahren hatte Flemming eine Überarbeitung seines Buches „Live or Let Die“ genehmigt, da schon damals einige Begriffe für den Amerikanischen Markt als zu anstößig empfunden wurden. Das Canceln von Worten aus James Bond-Büchern ist also sowas von 1950.
Bond-Girls sexistisch?
Aber das stetige Anpassen des Sprachgebrauchs rund um James Bond, betrifft bei weitem nicht nur die Bücher. Die Schauspielerin Léa Seydoux, die in „Not Time to Die“ an der Seite von Daniel Craig das letzte Bond Girl gespielt hat, wehrte sich gegen den Begriff des „Bond Girls“. Sie besteht auf die Formulierung „Bond Woman“, da die Bezeichnung als Mädchen ihre Rolle reduzieren würde. Als nächstes wehrt man sich noch dagegen, dass die Damen nach Bond benannt werden. Warum dreht man nicht gleich nur einen Film über die Frauen. Aber im Ernst: Wenn man eine starke Frau sein will, sollte vielleicht nicht versuchen, die Sprache der anderen beeinflussen zu wollen, sondern eher darauf zu bestehen, sich nicht von der Sprache anderer definieren zu lassen.
Das Märchen des schwachen Bond-Girls hat mich schon immer genervt. Wer wirklich eine Frau in Bikini mit Messer bewaffnet als Jungfrau bezeichnen kann, hat doch echt den Schuss nicht gehört. Die Sache ist doch die: Jeder Bösewicht, der gegen James Bond antritt, hat ohne weibliche Kämpferin keine Chance. Der Versuch der jüngeren Verfilmungen, die Bond-Girls zu emanzipieren, hat sie in meinen Augen oft schwächer gemacht. Die originalen Bond-Girls hatten etwas geheimnisvolles – eine Top-Eigenschaft für Geheimagentinnen. Man ist sich nie ganz sicher – liebt sie ihn oder verführt sie ihn nur, verfällt er ihr gerade oder hat er die Mission noch unter Kontrolle?
Desto mehr die Regisseure die Frauen „emanzipieren“ wollten, desto ungeschickter wurden sie darin, ihre Rolle zu spielen. Irgendwann konnte man die „Powerfrauen“ schon von einer Meile aus erkennen und sie wurden vorhersehbar. Für James Bond macht das die Arbeit leichter, während die Frauen in der alten Filmen ihm schon das manche Mal beinahe der Kopf gekostet hätten. Es gibt eben kaum etwas tödlicheres als eine Frau die die Waffen nutzt, mit denen sie am besten umgehen kann – nicht indem sie versucht einen Mann mit dessen Waffen zu schlagen.
John F. Kennedy als größter James Bond Fan der Geschichte
Ein großer Fan von den Werken Flemmings war niemand geringeres als John F. Kennedy. Der US-Präsident zählte „From Russia with Love“ zu seinen Top 10 Lieblingsbüchern. Als er auf einer Pressekonferenz nach seinem Lieblingsbuchstil gefragt wurde, nannte Kennedy die James-Bond-Reihe – was den Büchern einen erheblichen Aufschwung verpasste. Es wird sogar behauptet, dass der letzte Film, den er vor seiner Ermordung gesehen hat, die Verfilmung seines Lieblingsbuches „From Russia with Love“ gewesen sein. Diese Liebe war aber nicht nur aus privatem Vergnügen geschöpft. Dass John F. Kennedy so oft vor der Presse über die James Bond Bücher sprach, war Strategie. Die Medien verglichen den Präsidenten immer wieder mit dem fiktionalen Helden – genau das bezweckte Kennedy.
Die Washington Post ging dabei sogar noch weiter, als sie in einem Artikel von 2021 rückblickend James Bond als die Geheimwaffe Kennedys im Kalten Krieg bezeichnete. Durch die ständigen Vergleiche der beiden in den Medien, gingen sämtliche Charaktereigenschaften des gut aussehenden, charmanten und heldenhaften Retter der Nation gingen so auf Kennedy über – wer an den Präsidenten dachte, der dachte an James Bond. Neben Medienstrategien hatte 007 aber auch einen Einfluss auf den tatsächlichen amerikanischen Geheimdienst. Allen Dulles, der damalige CIA Chef verehrte die Romane ebenfalls und ließ die Geräte des fiktionalen Spions für seine Agenten nach bauen – so zum Beispiel die Schuhe mit Messerklinge in der Spitze.
Gerade im Kalten Krieg hatte die Wahl ausgerechnet „From Russia with Love“ als Lieblingsbuch auszuwählen eine starke politische Bedeutung. In dem Buch kämpft Bond schließlich gegen den Geheimdienst der Soviel Union. Während der Präsident Ian Flemming durch die Werbung das Geschäft seines Lebens verschaften, bedankte der sich auf eine Weise, die dem Präsidenten nur in die Karten spielen konnte. In seinem nächsten Buch „The Spy Who Loved Me“ schrieb er den Satz: Wir brauchen mehr Jack Kennedys. Es ist doch schon seltsam, dass ein so progressiver Politiker wie J.F.K. so einen Gefallen an einem so „rassistischen“ Buch fand, sich sogar damit in Verbindung gebracht werden wollte. Und müsste Ian Flemming als rassistischer Ekeltyp nicht eigentlich ein Freund der Republikaner gewesen sein?
Ihr habt James Bond nicht verstanden!
Am Ende kann man das ganze auch kurz machen: Wer James Bond wegen Rassismus oder sexistischen Stereotypen canceln oder sich zurecht schreiben will, der hat das ganze Konzept von James Bond gar nicht verstanden. Das ist so wie Loriot den Sarkasmus rausstreichen, weil das gemein ist. Wer sich von dem Ethos, Glamour und den Waffen ablenken lässt, der merkt nicht, dass James Bond mehr ist. So sehr die Bücher und Filme auch ein Erzeugnis ihrer Zeit sind, so sehr karikiert der Charakter des 007 sich auch selbst. Alles ist überzogen, die Bond-Girls haben Namen wie „Pussy Galore“.
Im Buch raucht James Bond rund 300 Zigaretten in der Woche. Und er schlürft nicht ab und zu mal stilvoll einen verwässerten Martini, sondern ist schwerer Alkoholiker.
Bevor man da auf zutiefst hasserfüllte Gesinnungen schließt, die den Autor dazu getrieben haben, lauter Figuren zu schaffen, die er hasst – wie wäre es, wenn mal kurz darüber nachdenkt, ob das alles gar nicht so ernst gemeint ist? Das würde zu dem Autor gut passen. Laut Kennedy soll er einen guten Humor gehabt haben. Und Ian Flemming selbst hatte zwischendurch überlegt die Bond-Reihe zu beenden, weil er lieber etwas ernsthaftes schreiben wollte. Es ist natürlich nicht sonderlich überraschend, dass Linke keinen Spaß verstehen. Aber dass sie ihn selbst dann nicht erkennen, wenn er mit Union-Jack-Fallschirm direkt vor ihrer Nase landet ist schon ein neues Level.
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