Irans Angriff hat für USA ein strategisches Dilemma ausgelöst

Deutliche Grenze: Biden machte Netanjahu klar, dass die USA sich nicht an „offensiven Operationen gegen den Iran beteiligen“ würden.

Der direkte Angriff des Iran auf Israel am Wochenende schürt Sorgen vor einem neuen Groß-Krieg in Nahost. 300 Drohnen und Raketen feuerte das iranische Regime auf den jüdischen Staat, fast alle wurden abgefangen. Schon am Sonntag gab es international Bemühungen, die Lage zu entschärfen.

Welche Strategie verfolgt dabei US-Präsident Biden, um eine Eskalation im Nahen Osten zu verhindern? Und stärkt der Iran-Angriff das Israel-USA-Bündnis, welches zuletzt wegen der Kritik am Vorgehen der israelischen Armee im Gaza-Streifen gelitten hatte, wieder nachhaltig?

„Scheitern der gesamten westlichen Iran-Politik“

„Der Angriff des Irans hat für die USA ein strategisches Dilemma ausgelöst“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Schlie, Direktor des „Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies“ der Uni Bonn

. Denn die USA könne „nicht anders, als fest an der Seite Israels zu stehen“.

Und weiter: „Zugleich muss Biden Israel vermitteln, dass es in der Reaktion nicht überziehen darf. Von daher stärkt der Angriff das Bündnis, auch wenn die strategischen Herausforderungen deutlich gestiegen sind.“

Der sicherheitspolitische Experte erwartet, dass Biden „den Machthabern in Teheran eine klare Grenze aufzeigt. Entschlossenheit und Klarheit sind das Gebot der Stunde“. Der US-Präsident müsse nun „auf Abschreckung und Diplomatie zugleich setzen. Und er braucht gute Nerven“.

„Die Iran-Strategie Bidens ist von Zurückhaltung geprägt“, analysiert Dr. Ali Fathollah-Nejad,
Direktor des „Center for Middle East and Global Order“,
„Fast wohlwollend“ habe man den Mullahs gegenüber „eher Druck rausgenommen, als aufgebaut und bereits beschlossene Sanktionen gegen den Iran vernachlässigt“.

Bedeutet: „Das hat die Dimension einer Appeasement-Politik. So hat der Iran das ‚Don’t do it‘ (dt.: ‚Macht es nicht‘) Bidens nicht ernst genommen“, als dieser einen Beschuss Israels noch zu verhindern suchte. Denn der Iran hatte „keine großen Befürchtungen, etwas zu erwarten“.

Klartext: „Hier zeigt sich das Scheitern der gesamten westlichen Iran-Politik“, so der Experte. Letztlich lässt „die fehlende Abschreckung der Biden-Regierung“ die Mullahs frei gewähren.

Bidens Schwäche „hat Iran-Regime ermutigt“

Bidens Iran-Politik steht auch innerhalb der USA in der Kritik. „Die Biden-Regierung hat Teheran wiederholt beschwichtigt, ohne Erfolg“, sagt auch Mary Kissel.
Kissel war die rechte Hand von US-Außenminister Mike Pompeo, arbeitet jetzt bei der Investment-Firma Stephens Inc.

Die Amerikanerin weiter: „Diese Schwäche hat das Regime ermutigt und am 7. Oktober zu den Massakern und nun zu diesem beispiellosen direkten Angriff des Iran auf Israel geführt.“ Es habe zudem die Abschreckungswirkung der USA „weltweit geschwächt“.

Aber: „Die Iran-Achse gewinnt noch nicht. Jordaniens Hilfe bei der Abwehr ist ermutigend. Doch eine erfolgreiche Abschreckungsstrategie würde eine umfassende US-Verteidigung Israels, eine klare Verurteilung der iranischen Aggression und eine Wiedereinführung der Kampagne des maximalen Drucks beinhalten“, so Kissel.


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