Sachen gibt’s: Pünktlich zur Münchner Sicherheitskonferenz flattert die Nawalny-Todesmeldung herein

(von Theo-Paul Löwengrub)

Noch bevor die Todesnachricht überhaupt verifiziert und bestätigt ist, setzt das Nawalny-Heldengedenken ein

Nachdem gestern (pünktlich zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz, zu der vorsorglich “defätistische”, da eher auf Friedensverhandlungen statt auf weitere Eskalation erpichte Parteien wie die AfD oder das Bündnis Sahra Wagenknecht ausgeladen worden waren) die Nachricht vom Tod des Putin-Kritikers Alexej Nawalny an die Öffentlichkeit gelangt ist, überboten sich westliche Politiker wie aufgezogene Sprechpuppen sogleich in identischen Worthülsen umgehend mit Abscheu- und Verachtungsbekundungen gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin – und das, noch bevor Nawalnys Tod überhaupt offiziell bestätigt geschweige denn etwas über dessen Hintergründe bekannt war. Selbst Nawalnys Ehefrau tappte im Dunkeln; doch Bundeskanzler Olaf Scholz verkündete apodiktisch: „Wir wissen aber nun auch ganz genau, spätestens, was das für ein Regime ist“. Gegenüber demselben sowjetischen Regime – dessen Innenpolitik, Grundrechtehandhabung und Methoden schon lange vor dem Ukraine-Krieg bekannt und damals nicht weniger zimperlich waren – hatte Scholz bis vor kurzem, gerade jahrelang als Merkels Vizekanzler, deutlich weniger Berührungsängste. Wir wissen also aber nun auch ganz genau, spätestens, was Scholz für ein Heuchler ist.

Wenig überraschend erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich ebenfalls zeitlich wohlabgestimmt gerade wieder einmal auf Betteltour in Europa befindet, es sei “offensichtlich“, dass Nawalny von Russlands Präsident Wladimir Putin getötet worden sei. Putin sei es gleichgültig, wer sterbe, ihm gehe es nur um den Machterhalt. Auch US-Präsident Joe Biden erklärte (beziehungsweise, wohl treffender) verlas als demente Sprechpuppe die vorbereitete Erklärung seiner politischen Betreuer), man wisse zwar nicht genau, was passiert sei, aber es gebe “keinen Zweifel” daran, dass der Tod Nawalnys “eine Folge von Putins Handeln” und dem “seiner Verbrecher” sei. Hört, hört! Ist das vielleicht die gleiche Offensichtlichkeit und Zweifelsfreiheit, mit der auch die Sprengung von Nord Stream Russland in die Schuhe geschoben wurde?

Sogar Merkel heuchelt Empörung

Am lautstärksten empörte sich jedoch der britische Außenminister David Cameron: „Putins Russland hat Vorwürfe gegen ihn fabriziert, ihn vergiftet, ihn in eine arktische Strafkolonie geschickt, und nun ist er tragisch gestorben. Wir sollten Putin dafür zur Verantwortung ziehen, und niemand sollte nach dem, was gerade passiert ist, Zweifel haben an der schrecklichen Natur von Putins Regime in Russland“. Auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel – und hier müsste auch der Naivste misstrauisch werden – meldete sich ebenfalls aus der Versenkung und sagte, Nawalny sei „Opfer der repressiven Staatsgewalt Russlands“ geworden. Und EU-Ratspräsident Charles Michel ließ verlauten, Nawalny habe „für seine Ideale das ultimative Opfer” gebracht, und die EU halte „das russische Regime für allein verantwortlich für diesen tragischen Tod“.

Das russische Außenministerium hingegen warf den USA vor, „pauschale Anschuldigungen” zu erheben. Stattdessen solle man „Zurückhaltung üben und die offiziellen Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchung abwarten.” Der Vorsitzende der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, machte den Westen und die Ukraine für den Tod des Kremlkritikers verantwortlich. Westliche Politiker, „die eine große Anzahl von Fehlentscheidungen getroffen haben und sich an ihre Positionen klammern, profitieren von seinem Tod“, teilte er auf Telegram mit und warf den USA, der EU und der NATO vor, Russland „zerstören” zu wollen.die gleiche Offensichtlichkeit und Zweifelsfreiheit, mit der auch die Sprengung von Nord Stream Russland in die Schuhe geschoben wurde?

Etliche wittern False-Flag

Fakt ist, dass niemand Genaues weiß und man in der Gemengelage des Ukraine-Kriegs und seiner Volten und Weiterungen schlicht nichts mehr ausschließen kann. Es könnte sich ebenso um eine Finte wie um einen CIA-Hitjob handeln wie um eine vorsätzliche Rachehandlung Putins (wobei letzteres eher abwegig scheint) – oder auch um Zufall. Dass sich jedoch im Netz die Stimmen mehren, denen der zeitliche Zusammenhang mit Selenskyjs immer unverschämteren Versuchen, den Westen in einen Dritten Weltkrieg zu verwickeln, der Münchner Sicherheitskonferenz und den überwältigenden Reaktionen auf das von mehr als einer Viertelmilliarde Menschen gesehene Putin-Interview Tucker Carlsons suspekt vorkommt, steht inzwischen auch der Verdacht einer False-Flag-Aktion im Raum.

Vor allem, dass der Vorfall die Brisanz der Münchner Sicherheitskonferenz praktischerweise erhöht, wo die Ukraine-Unterstützung ohnehin den Hauptschwerpunkt bildet und wo Nawalnys Frau schon kurz nach Bekanntwerden der Todesnachricht ihres Mannes eine Rede hielt, in der sie Putins Bestrafung forderte, ohne sicher zu wissen, ob ihr Mann tatsächlich tot ist, hat für viele einen Beigeschmack. Manche vermuten hier einen allzu willkommenen Vorwand für weitere exzessive Aktionen gegen Russland. Natürlich handelt es sich dabei um Spekulationen, das Misstrauen gegen offizielle Verlautbarungen ist jedoch in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Es würde inzwischen viele nicht mehr wundern, wenn die Münchner Sicherheitskonferenz (in deren Zuge der unterirdisch verantwortungslose Beistandspakt zwischen Scholz und Selenskyj geschlossen wurde, der Deutschland nun wirklich jederzeit aktiv in den Krieg verwickeln könnte!) am Ende noch den Rahmen abgibt für eine Kriegserklärung der NATO an Russland.

Und was ist eigentlich mit Julian Assange?

Ganz abgesehen davon sieht sich der “Werte-Westen” wieder einmal dem Vorwurf der Doppelmoral ausgesetzt: Denn während man sich mit Lob für Nawalnys Anti-Korruptions-Einsatz gar nicht genugtun konnte, hört man von Biden, Cameron, Scholz und den Brüsseler Granden kein einziges Wort über die seit Jahren anhaltende Odyssee und juristische Zermürbung, der „Wikileaks“-Gründer Julian Assange ausgesetzt ist, weil er die Verbrechen der USA und anderer westlicher Staaten aufgedeckt hat. Seit 2019 schmachtet er im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh unter Bedingungen, die denen Nawalnys kaum nachstehen dürften. Auch eine Verteidigung wird ihm systematisch unmöglich gemacht. Der Prozess gegen Assange wird ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt, und er muss jederzeit befürchten, an die USA ausgeliefert zu werden – wo er definitiv den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen müsste.

Unter humanitären Aspekten ist Assange als Dissident, wie immer man zu seinen Handlungen stehen mag, ebenso ein Opfer wie Nawalny. „Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich sowohl geistig als auch körperlich. Sein Leben ist jeden Tag, an dem er im Gefängnis bleibt, in Gefahr, und wenn er ausgeliefert wird, wird er sterben“, erklärte Assanges Frau Stella erst am Donnerstag unter Tränen. Die öffentliche Empörung darüber bleibt jedoch gänzlich aus – auch in denselben Medien, die Nawalny bereits bombastisch zum Märtyrer hochschreiben, während sie Assanges Schicksal geflissentlich ignorieren.


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