Italien: Evakuierungspläne werden vorbereitet

Zehntausende Bewohner im Gebiet der „Campi Flegrei“ bei Neapel könnten bald ihre Häuser verlassen. Der Grund sind permanente Beben im Umfeld des Super-Vulkans. Experten rechnen nicht mit einem Ausbruch. Dass sich der Boden anhebt, bereitet ihnen vielmehr Sorge.

Die italienische Regierung wird möglicherweise Zehntausenden Bewohner im Gebiet der „Campi Flegrei“ bei Neapel evakuieren. Die Vorbereitungen dafür werden getroffen. Die Menschen dort leben in der Nähe des Super-Vulkans, und der bebte neulich. Allein im vergangenen Monat wurden mehr als 1100 Erdbeben in der Region registriert, darunter auch Beben der Stärke 4,2 – das stärkste in der Region seit 40 Jahren.

Supervulkan Phlegräische Felder

Die Phlegräischen Felder sind im Golf von Pozzuoli beheimatet und mit vier Kilometern nur einen Katzensprung von der Neapel auf Sizilien entfernt. Das Vulkanfeld hat eine Caldera, die beeindruckende 15×12 Kilometer zählt und zahlreiche Vulkane beinhaltet.

Über eine Zeitspanne von rund 40.000 Jahren zeigten die Feuerberge des Campi Flegrei immer wieder Aktivitäten. Wissenschaftler sind sich mittlerweile zum Großteil darüber einig, dass es sich bei den Phlegräischen Feldern um einen Supervulkan handelt und er eines Tages ausbrechen könnte.

Eine Eruption hätte globale Auswirkungen überall auf der Welt mit gravierenden Zerstörungen, Temperaturstürzen, Missernten, einer kleinen Eiszeit und Millionen Opfern.

Letzter großer Ausbruch liegt lange zurück

Der letzte Ausbruch der Phlegräischen Felder fand vor 36.000 bis 39.000 Jahren statt und führte zur Entstehung der Caldera. Eine Caldera ist ein Kessel, der sich nach der Eruption eines Vulkans bildet.

Als Folge fielen auf der Erde die Temperaturen, es kam zu Zerstörungen und laut einer Theorie könnte der Ausbruch das Ende des Neandertalers eingeleitet haben. Heute würden Millionen Menschen sterben und das Überleben der Menschheit auf eine harte Probe gestellt.

Zwei Ausbrüche jüngster Zeit

Vor 860 Jahren, also 1158 brach der Vulkan Solfatara in den Campi Flegrei aus und 1538 erneut. Der Vulkankegel Monte Nuovo ist das Ergebnis dieser beiden Eruptionen und ist der letzte Kegel, der seitdem entstand.

Der Solfatara-Krater misst 770 Meter im Durchmesser und beinhaltet Schlammlöcher, aus denen heiße Schwefeldämpfe aufsteigen. Eine Besichtigung dieses Kraters ist gegen Eintritt möglich. Zum Teil ist der Solfatara bewaldet und bietet hier einen Campingplatz.

Auf dem Campingplatz kann man kostenlos übernachten und sich im Gebiet des Kraters aufhalten. In der Caldera und am Rand leben tausende Menschen, die sich der Gefahr eines Vulkanausbruchs bewusst sind.

Unruhiger Untergrund und Erdbeben

Die Erde entlang der Küstenlinie im Golf von Pozzuoli ist ständig in Bewegung. Sie hebt und senkt sich im Verlauf eines Jahres um bis zu drei Meter. Begleiterscheinungen sind Erdbeben, die in Verbindungen mit dem sich bewegenden Untergrund stehen.

Die Erhebungen werden als Bradyseismos bezeichnet. Zur einer Evakuierung der Bewohner der Solfatara wäre es 2000 und 2001 wegen starker seismischer Aktivitäten beinahe gekommen. Der Vesuv als bekanntester Vulkan bei Neapel verhält sich hingegen relativ ruhig.

Wie groß ist die Gefahr eines Ausbruchs?

Zur näheren Untersuchung der Phlegräischen Felder ist seit Jahren eine Bohrung geplant, doch gegen diesen Plan hat sich die Bevölkerung ausgesprochen, weil sie befürchten, dass der Supervulkan zum Leben erweckt werden könnte.

Bei einer Eruption der Campi Flegrei wären vier Millionen Menschen unmittelbar betroffen, große Teile Europas, darunter Deutschland, würden von einer dicke Ascheschicht bedeckt und der Flugverkehr eingestellt.

Die Ausbruchgefahr des 150 Quadratmeter großen Supervulkans ist basierend auf der aktuellen Warnstufe „Gelb“ hoch bis sehr hoch. Forscher zeigen sich besorgt, da die Campi Flegrei in einer kritischen Phase sind.

Laut einer Analyse des University College London (UCL) ist der unterirdische Feuerberg seit 68 Jahren unruhig und baue Druck auf. Vor seinem letzten Ausbruch im 16. Jahrhundert hatte er ein vergleichbares Verhalten an den Tag gelegt.

Nach Einschätzung der Wissenschaft könnten dennoch hunderte bis tausende Jahre bis zur nächsten Eruption vergehen. Wir müssen uns also keine Sorgen machen oder täuschen wir uns?

Der Yellowstone Supervulkan ist wie seine italienische Kollegin ein schlafender Riese…