Laut David Petraeus starte die Ukraine demnächst eine Offensive mit dem Ziel, die Krim zurückzuerobern. Die Vorbereitungen dafür liefen in Deutschland, Grossbritannien und Polen auf Hochtouren.
Die Ukraine muss Gebiete im Osten der Ukraine zurückerobern – allen voran die Krim. So zumindest sehen es die «Falken» innerhalb des US-Militärs. Sie sind gewillt, aufs Ganze zu gehen und eine weitere Eskalation in Kauf zu nehmen.
Einen Überblick, wie das geschehen könnte, gab kürzlich David Petraeus. Er war unter anderem Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Irak und später auch Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA.
Eine ukrainische Gegenoffensive werde gerade vorbereitet, sagte Petraeus Ende März während einer Diskussion an der Bush School of Government and Public Service.
Ziel sei es, Russland den Landweg zur Krim abzuschneiden. Putin solle dadurch gezeigt werden, dass die Ukrainer bereit sind, den Russen langwierige Qualen zuzufügen.
«Was wir wirklich beobachten müssen, ist nicht das, was jetzt auf dem Schlachtfeld passiert, sondern das, was in den Ausbildungszentren passiert, welche die USA in Deutschland (Grafenwöhr, Hohenfels), Grossbritannien, Polen und in der Ukraine selbst betreiben», sagte Petraeus.
In den Ausbildungszentren werden laut dem Ex-CIA-Chef gegenwärtig neue Brigaden aufgebaut – «grösstenteils mit neuen Rekruten aus der Ukraine, aber auch mit einigen erfahrenen Offizieren».
Die Brigaden würden mit «einer ganz aussergewöhnlichen Palette von Systemen ausgerüstet». Unter anderem mit westlichen Schützen- und Radpanzern sowie auch mit Waffen, die aus den «Restbeständen» der ehemaligen Sowjetunion stammten.
Gemäss Petraeus ist eine «gewaltige Offensive» für Ende Mai, Anfang Juni geplant. Im Fokus stünde das Gebiet Melitopol. Dort gelte es, die Linie zu durchtrennen, die Russland entlang der Südostküste der Ukraine mit der Krim verbindet. Der Ex-General blickt voller Enthusiasmus auf die Offensive.
Anders als noch bei der Offensive in Charkiw, werden die Ukrainer dieses Mal deutlich besser aufgestellt sein, glaubt der Ex-CIA-Chef: «Sie werden über eine Logistik verfügen, die sie mit zusätzlichen Waffen, Munition, Rüstungsgütern, Treibstoff, Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Unterstützung versorgt.»
Auch über Reservekräfte würden die Ukrainer dieses Mal verfügen. Diese hätten bei der Offensive in der Gegend von Charkiw im letzten Herbst noch gefehlt. Petraeus zufolge stellt sich mit einer erfolgreichen Gegenoffensive der Ukrainer die Frage, ob Putin dadurch zur Vernunft gebracht werden könne.
«Er glaubt, dass die Russen sich mit der Zeit durchsetzen werden, weil sie mehr Stärke besitzen, genau wie sie es mit Napoleons Armee und den Nazis getan haben.» Putin sei jedoch «nicht in der Lage», die Ukrainer, Europäer und Amerikaner auszustechen.
Sicherlich: Petraeus ist eine Kriegsgurgel, keine Frage. Trotzdem sollten seine Aussagen ernst genommen werden. US-Pläne einer Rückeroberung der Krim sind nicht neu. Sie zeigen, wie weit die US-Regierung bereit ist zu gehen.
Genauso wie Petraeus will beispielsweise auch Ben Hodges aufs Ganze gehen und die Krim zurückerobern. «Beginnen Sie mit der Isolierung der Halbinsel durch Präzisionsschläge aus grosser Entfernung», rät der ehemalige Oberkommandierende der US-Landstreitkräfte in Europa. Hodges träumt von einem NATO-Hauptquartier am Schwarzen Meer. «Wir müssen dafür sorgen, dass sich der Kommandant der russischen Schwarzmeerflotte in seinem illegalen Hauptquartier sehr, sehr unwohl fühlt», meinte Hodges schon vor drei Jahren.
Doch nochmals zurück zu Petraeus: Seine Aussagen decken sich auch mit den jüngsten Recherchen des US-Journalisten Seymour Hersh: Dieser schrieb, dass Biden kürzlich «die Entsendung von zwei Brigaden mit Tausenden der besten Kampfeinheiten der amerikanischen Armee in die Region genehmigt hat».
Es handele sich um eine Brigade der 82. Luftlandedivision, die in Polen intensiv trainiert und geübt habe. Die Division sei Ende letzten Jahres zusätzlich durch eine Brigade der 101. Luftlandedivision verstärkt worden, die in Rumänien stationiert gewesen sei.
Scharfe Kritik an Petraeus äusserte Robert F. Kennedy junior, der sich als US-Präsidentschaftskandidat der Demokraten hat aufstellen lassen. Auf Twitter schrieb Kennedy:
«Stammt dieses Memo von Dr. Strangelove? Die anmassende Begeisterung von General Petraeus, jeden einzelnen Ukrainer zu opfern, um das geopolitische Ziel der Neokonservativen zu erreichen (…), grenzt an Soziopathie. Mein Vater zitierte Tacitus: ‹Sie schafften eine Wüste und nannten das Frieden›.»
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