Anleger setzen nach SVB-Pleite auf Ende der Zinserhöhungen

US-Börsen wieder im Plus

Die US-amerikanische Silicon Valley Bank (SVB) ist kollabiert.
US-Bankenaufsicht hat auch die Signature Bank in New York geschlossen
US-Behörden garantieren Einlagen der betroffenen Banken
Großbank HSBC kauft Briten-Tochter der SVB
Bafin setzt Kundenverkehr der SVB Deutschland aus – Krisenstab der Bundesbank tagt – Dax rauscht unter 15.000 Punkte

US-Börsen drehen ins Plus – Anleger setzen auf Ende der Zinserhöhungen

Obwohl Bankaktien am Montag einen weiteren, zum Teil dramatischen Kursrutsch erleben, drehen die großen Börsenindizes von Dow Jones und Nasdaq mittlerweile schon wieder ins Plus. Der Grund besteht darin, dass manche Investoren nun nicht mehr mit weiteren Zinserhöhungs-Schritten rechnen, was gut für die Aktienkurse wären.

Die Zinserhöhungen durch die US-Notenbank hatten dazu geführt, dass viele Banken nun unrealisierte Verluste im Wertpapier-Portfolio haben, weil die Kurse von US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren aufgrund der höheren Zinsen abwerteten.

Ein Ende der Zinserhöhungen würde den Banken mehr Zeit geben, ihre Anleihe-Portfolien neu aufzustellen du den Abwertungs-Kreislauf womöglich stoppen.

Lindner sieht keine Gefahr durch Schieflage von Silicon Valley Bank

16.55 Uhr: Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht die Stabilität des europäischen Finanzsystems infolge der Schieflage der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) nicht gefährdet. „Wir sehen, dass die amerikanische Regierung und Finanzinstitutionen entschlossen gehandelt haben“, sagte der FDP-Politiker am Montag in Brüssel vor einem Treffen mit den Finanzministern der Euro-Länder. Es gebe eigene Behörden in Europa, in Deutschland beispielsweise die Finanzaufsicht, die die Situation fortwährend beobachteten. „An der Stabilität haben diese Institutionen keinen Zweifel gelassen.“

Am Freitag war die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte SVB nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das hatte weltweit für Unruhe gesorgt. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sagte, er sehe keine besondere Gefahr. Natürlich beobachte die EU-Kommission die Situation in engem Kontakt mit der Europäischen Zentralbank. Alle europäischen Banken, nicht nur die größten, hielten sich an entsprechende Vorschriften, so dass es keine direkten Auswirkungen gebe. „Die Möglichkeit einer indirekten Auswirkung ist etwas, das wir überwachen müssen, aber im Moment sehen wir das nicht als ein bedeutendes Risiko an.“

Biden garantiert US-Bankkunden sichere Einlagen

14.51 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat nach der Schließung zweier US-Banken seit Freitag die Sicherheit der Einlagen für amerikanische Bankkunden bekräftigt. „Die Amerikaner können sich darauf verlassen, dass das Bankensystem sicher ist“, sagte Biden bei einer kurzen Ansprache am Montag in Washington. Kunden, die ihr Geld bei in den über das Wochenende geschlossenen Geldhäusern Silicon Valley Bank und Signature Bank angelegt hatten, seien geschützt und hätten ab heute Zugang zu ihren Ersparnissen, sagte Biden. Das gelte auch für kleine Betriebe.

Die Investoren, die hinter den Banken stehen, müssten ihre Verluste hingegen selbst tragen. Außerdem würden die Manager der unter staatliche Kontrolle gestellten Geldinstitute entlassen, kündigte Biden an. Die Kosten für die Einlagensicherung müssten nicht die Steuerzahler tragen, sagte Biden. Dafür käme ein Einlagensicherungsfonds auf, in den alle Banken einzahlten.

Am Freitag war die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das hatte weltweit für Unruhe gesorgt. Auch andere Banken gerieten an der Börse erheblich unter Druck. Am Sonntag wurde auch die in New York ansässige Signature Bank geschlossen.

Weitere US-Bank-Aktien unter Druck

14.22 Uhr: Nachdem die US-Regierung über das Wochenende zwar die Einlagen von Kunden der zahlungsunfähigen Silicon Valley Bank gerettet, die Bank aber pleitegehen lassen hat, drückt die Sorge vor weiteren Pleiten die Kurse von Bankaktien an der Wall Street. Papiere der Regionalbank Western Alliance verloren am Montag zeitweise zwei Drittel ihres Werts, die der PacWestBancorp fast die Hälfte. 

Die Regierung habe mit ihren Maßnahmen ein Bank-Run auf Einlagen verhindert, sagt der Chefanalyst von Interactive Brokers, Steve Sosnick, zu Bloomberg. „Jetzt erleben wir einen Run auf Bankaktien.“ Experten gehen davon aus, dass einige weitere US-Lokalbanken in den nächsten Tagen pleitegehen dürften, größere Verwerfungen am Finanzsektor dank des Eingriffes der US-Regierung jedoch ausbleiben.

Aktien der First Republic Bank schmieren 70 Prozent ab

12.26 Uhr: Aktien der amerikanischen First Republic Bank sind am Montag zwischenzeitlich um fast 70 Prozent eingebrochen. Die Bank mit Sitz in San Francisco zählt, ähnlich wie die bankrotte Silicon Valley Bank, viele Technologie-Firmen zu ihren Kunden, operiert eher lokal und hielt wenige flüssige Mittel für Notfälle zurück: Sie betrugen vier Milliarden Dollar im Jahr 2022 nach 13 Milliarden Dollar im Jahr 2021. Erst im Februar hatte sie neues Geld beschaffen müssen, indem sie eigene Aktien für rund 350 Millionen US-Dollar verkaufte. 

Auf den ersten Offenbarungseid folgte nun der zweite: Die Bank musste sich Hilfskredite in Höhe von 70 Milliarden Dollar besorgen. Die finanzielle Ausstattung sei stark und liege deutlich über den Vorschriften, versicherten Gründer Jim Herbert und Chef Mike Roffler. Weil die neuen Schulden die Gesamtverbindlichkeiten der Bank aber um fast die Hälfte erhöhen, senken sie den Wert ihrer Aktien zum zweiten Mal binnen weniger Wochen deutlich. Viele Investoren nehmen nun Reißaus. Der Bank fällt ihre riskante Geldpolitik auf die Füße.

Verband versichert: Keine Auswirkungen auf deutsches Bankensystem

11.28 Uhr: Der Spitzenverband der privaten Kreditinstitute in Deutschland sieht durch den Kollaps der Silicon Valley Bank keine Gefahr für die hiesigen Geldhäuser. „Die deutschen Banken sind robust, stabil und widerstandsfähig. Sie haben ihr Kapital seit 2008 massiv aufgestockt. Seit 2008 ist die durchschnittliche Kernkapitalquote der deutschen Banken von 9,3 auf 15,8 Prozent gestiegen – ein Plus von 81 Prozent“, so Thomas Schlüter, Sprecher des Bankenverbands. 

„Die Silicon Valley Bank ist in Deutschland mit einer Zweigstelle vertreten, die keine Banklizenz hatte. Durch den Zusammenbruch der Bank gibt es keine Auswirkungen auf das deutsche Bankensystem. Auch die deutsche Einlagensicherung ist nicht gefragt.“

Banken-Aktien geben deutlich nach

11.21 Uhr: Die SVB-Pleite macht zahlreichen Banken in Europa zu schaffen. So gaben die Aktien der Commerzbank am Montag zunächst mehr als zehn Prozent nach, erholten sich anschließend aber wieder leicht. Die Aktien der Deutschen Bank verloren mehr als fünf Prozent, erholten sich daraufhin aber ebenfalls wieder leicht.

Auch die strauchelnde Schweizer Großbank Credit Suisse ließ am Montag Federn, verlor zehn Prozent. Der Handel wurde kurzzeitig ausgesetzt.

Bafin setzt Kundenverkehr der SVB Deutschland aus – Krisenstab der Bundesbank tagt

11.04 Uhr: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat gegenüber der Silicon Valley Bank Deutschland ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen. Das berichtet das „Handelsblatt“. Es bestehe die Gefahr, dass Verpflichtungen nicht erfüllt werden können. Zudem ordnete die Bafin laut Bericht ein Moratorium an, also, die Bank für den Kundenverkehr zu schließen. Die Zweigstelle in Frankfurt am Main wurde bereits geschlossen.

Zudem soll der Finanzkrisenstab der Bundesbank noch am Montag über mögliche Auswirkungen der SVB-Schließung beraten. Dabei sollen etwa eventuelle Folgen für die deutsche Finanzbranche sowie die deutschen Finanzmärkte erörtert werden.

Dax verliert fast drei Prozent – rutscht unter 15.000-Punkte-Marke

10.58 Uhr: Aufgrund der Unsicherheiten in der Bankenbranche gab der DAX am Montag deutlich nach und rutschte unter die Marke von 15.000 Punkten. Er verlor damit seit Handelsstart fast drei Prozent.

Britische Großbank HSBC übernimmt Tochter von SVB

10.35 Uhr: Gute Nachrichten für SVB-Kunden in Großbritannien: Die Großbank HSBC übernimmt den britischen Ableger des US-Start-Up-Finanzierers Silicon Valley Bank.

Jeremy Hunt, Finanzminister von Großbritannien, schrieb am Montag auf Twitter: „Ich habe gestern gesagt, dass wir uns um unseren Technologiesektor kümmern werden, und wir haben dringend daran gearbeitet, dieses Versprechen einzulösen.“ Sämtliche Einlagen würden geschützt, eine Unterstützung durch den Steuerzahler sie nicht nötig. Insgesamt geht es um Einlagen in Höhe von 7,5 Milliarden Pfund.

Lesen Sie hier noch mehr zu dieser Übernahme.

Droht eine Finanzkrise? IfW-Präsident erklärt, wann es „brenzlig wird“

10.19 Uhr: Durch die Pleite der Silicon Valley Bank drohen Turbulenzen an den Finanzmärkten bis hin zu einer Krise. „Spätestens jetzt ist allen klar: Im Finanzsystem entstehen wegen der steigenden Zinsen enorme Verluste, vor allem bei lang laufenden Anleihen und Immobilienkrediten“, sagt Moritz Schularick, der neue Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), der „Süddeutschen Zeitung“. „Brenzlig wird es, wenn Kunden ihr Geld kurzfristig abziehen können. Dann können die Verluste so hoch sein, dass die Bank zahlungsunfähig wird wie in Amerika geschehen.“

Auf die Frage, ob eine Finanzkrise drohe, sagte Schularick, es wäre sehr überraschend, wenn es nach einem Jahrzehnt mit sehr niedrigen Zinsen keine Verwerfungen gäbe: „Die Forschung zeigt, dass die Gefahren genau dann am größten sind: wenn nach langen Perioden lockerer Geldpolitik die Zinsen wieder steigen.“ Die Zentralbanken seien gefragt, das Ganze unter Kontrolle zu halten.

Zweite Bank in den USA geschlossen

9.43 Uhr: Am Sonntag teilten die US-Regulierungsbehörden mit, sie hätten die in New York ansässige Signature Bank geschlossen. Es ist das damit bereits das zweite Finanzinstitut, das nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank schließt.

Auch die Einlagen der Signature Bank werden erst einmal gesichert, die Anleger des Instituts entschädigt, heißt es aus den USA. Es handele sich um wichtige Maßnahmen zum Schutz der US-Wirtschaft, indem das öffentliche Vertrauen in das amerikanische Bankensystem gestärkt werde. Das US-Bankensystem sei nach wie vor widerstandsfähig und stehe auf soliden Füßen.

Eine hochrangige Mitarbeiterin des Finanzministeriums betonte, es gehe um Hilfe für die Einleger, nicht um eine Rettung der Banken. Es handele sich nicht um eine Situation wie in der Finanzkrise von 2008.

US-Behörden sagen Einlagensicherung für SVB-Kunden zu

9.20 Uhr: Die Kunden der zusammengebrochenen Silicon Valley Bank (SVB) sollen angeblich voraussichtlich ab Montag Zugang zu ihren Einlagen haben. Das teilten die US-Notenbank, der Einlagensicherungsfonds (FDIC) und das US-Finanzministerium mit. 

Nach der Schieflage des US-Start-Up-Finanzierers Silicon Valley Bank hat die US-Regierung eine Absicherung aller Einlagen bei dem Geldhaus angekündigt. Alle Einleger könnten ab Montag auf ihr gesamtes Geld zugreifen. Eigentlich sind Einlagen in den USA nur bis zu einer Grenze von 250.000 Dollar gesichert, meldete das Handelsblatt.

Hintergrund:

Am Freitag war die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das hatte weltweit für Unruhe gesorgt.

Surftipp: Finanzen – Einlagensicherung bei banken: Was das bedeutet

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