Corona-Experte Drosten beschimpft: Richter macht überraschendes Angebot

Angeklagt sind ein 49-jähriger Camper aus Berlin, dessen 52-jährige Begleiterin sowie eine weitere jüngere Camperin aus Berlin

Der prominente Virologe ist auf einem Campingplatz in der Seenplatte von drei Berlinern angegangen worden. Zu Prozessbeginn ließen die Worte des Richters aufhorchen.

Am Amtsgericht Waren an der Müritz hat der Prozess gegen zwei Frauen und einen Mann aus Berlin begonnen, denen Beleidigungen und weitere Straftaten gegen den prominenten Virologen Christian Drosten vorgeworfen werden.

Befangenheitsantrag gegen Richter

Der Verhandlungsbeginn war zunächst holprig. Zwei Anwälte hatten gleich zu Beginn einen Befangenheitsantrag gegen Richter Roland Träger gestellt, der aber nach intensiven Beratungen nach einer Stunde dann doch wieder zurückgezogen wurde.

Angeklagt sind ein 49-jähriger Camper aus Berlin, dessen 52-jährige Begleiterin sowie eine weitere jüngere Camperin aus Berlin. Sie sollen Drosten im Juni 2022 auf einem Campingplatz bei Wesenberg am Ellbogensee beschimpft und das ältere Paar von dem Mediziner gegen seinen Willen Handybilder aufgenommen und illegal im Internet verbreitet haben. Insgesamt umfasst die Anklage neun Fälle, die sich an fünf Tagen auf dem Campingplatz und danach in Berlin zugetragen haben sollen.

Als Hauptangeklagter gilt der arbeitslose Angeklagte. Er soll den Wissenschaftler, der mit Familie dort zeltete, am 25. Juni 2022 ohne dessen Wissen beim Campen fotografiert und das Bild in einem Internetkanal verbreitet haben. Kurz danach sei er zu Drosten gegangen und habe diesen vor seinem vierjährigen Sohn als „größten Verbrecher aller Zeiten“ und „Massenmörder“ bezeichnet.

Weitere Camper sollten sich gegen Drosten stellen

Damit hatte er laut Oberstaatsanwalt Tim Wischmann erreichen wollen, dass auch andere Camper sich gegen Drosten stellen, was aber nicht gelang. Auch die 52-Jährige soll den prominenten Mediziner unter anderem als „korrupt“ beleidigt haben.

Nachdem die Anklage verlesen war, erklärten die beiden Anwälte des Hauptangeklagten und der 52-jährigen Frau, dass ihre Mandanten jetzt noch keine Erklärungen dazu abgeben. Der Anwalt der jüngeren Frau, der nur ein Fall von Beleidigung vorgeworfen wird, sagte, seine Mandantin bestreite das. Sie wolle sich aber jetzt nicht äußern.

Nach mehreren Anregungen der Anwälte und der Anklage erklärte Richter Träger, dass er sich vorstellen könne, die kleineren Verfahren gegen die beiden Frauen wegen Geringfügigkeit einzustellen. Das Verfahren habe vor allem für die jüngere Frau, die im Gerichtssaal ihr Gesicht verdeckte, eine „erhebliche Prangerwirkung“ entfaltet.

Drosten als Zeuge geladen

Da das Ganze auch eine „erhebliche Belastung“ für die Angeklagten sei, könne er sich eine Einstellung der Verfahren vorstellen. Etwas anders sei die Sachlage bei dem Hauptangeklagten, der auch bezweifelt hatte, dass Drosten seinen Doktortitel zu Recht trage, sagte der Oberstaatsanwalt. Doch auch hier stellte der Richter für den nächsten Prozesstag eine Möglichkeit in Aussicht, ein Verfahren zu beenden, ohne das genauer auszuführen.

Das Amtsgericht vertagte – in Übereinstimmung mit den Prozessbeteiligten – eine Entscheidung danach bis zum 19. März. Dann sollen drei Zeugen gehört werden, darunter zwei Polizisten und der damals sehr bekannte Virologe. Einer der Anwälte stellte in den Raum, dass Drosten im Vorfeld vielleicht auch seinen Strafantrag zurückziehen könnte.

Inzwischen sehe man ja Vieles anders als noch 2022, unter anderem die Maskenpflicht für Kinder. Wenn es sich bei dem Anderen nicht ausgerechnet um Drosten gehandelt hätte, wäre dies ein Streit wie viele andere auf Campingplätzen in Deutschland gewesen, über den man sich höchstens auf zivilrechtlicher Ebene auseinandergesetzt hätte.

Beschimpfungen lassen Drostens Sohn (4) verstört zurück

Sollte Drosten seinen Strafantrag wirklich noch zurückziehen, könne sich auch die Staatsanwaltschaft eine Einstellung der Verfahren vorstellen, hieß es.

Der Virologe war damals nur wenige Tage dort auf dem Campingplatz und dann planmäßig wieder abgereist. Er hatte allerdings laut Anklage dem Hauptangeklagten im Juni auf dem Zeltplatz auch gesagt, dass sein kleiner Sohn nach der öffentlichen Beschimpfung des Vaters verstört gewesen sei. Zudem habe er diese Äußerungen als „ehrverletzend“ empfunden.

Der Campingplatz liegt an der Landesgrenze von Mecklenburg zu Brandenburg und hat auch einige Dauercamper, vor allem aus Berlin. Der inzwischen 51-jährige Drosten war als Experte in der Corona-Pandemie bundesweit bekannt geworden, sah sich aber auch vielen Anfeindungen ausgesetzt. Drosten stammt aus dem Emsland, war lange in Bonn tätig und arbeitet inzwischen seit mehreren Jahren als Wissenschaftler an der Berliner Charite.


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