Urgestein der Grünen Bewegung tritt mit der LMP zur Nationalratswahl an

(von Andrea Drescher)

Einer der frühen Aktivisten der Ökologie- und Anti-AKW-Szene, Urgestein der grünen Bewegung und Sprecher des Gentechnik-Volksbegehrens Doz. Dr. Peter Weish tritt mit seinen fast 88 Jahren auf Listenplatz 12 der Liste Madeleine Petrovic (LMP) an.

Dr. Weish, in den Corona-Jahren auch einer der Mitbegründer von Respekt, ist zwar seit 27 Jahren offiziell im Unruhestand, ist aber weiterhin an der Hochschule, im Naturschutz und in der Friedensbewegung tätig. Er hat sich während der Corona-Zeit mit klaren Argumenten gegen den unwissenschaftlichen Wahnsinn der Maßnahmen und die Hexenjagd an den Universitäten gegen Ungeimpfte positioniert und sich speziell mit den Grünen im System angelegt.

Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass er auf diesem Listenplatz in den Nationalrat einzieht, er unterstützt und berät die LMP in allen Fragen, die seine Kernkompetenzen betreffen. Das betrifft die Themen Humanökologie, Atomenergie, Umweltethik, Umweltschutz, Regenwald, Nachhaltigkeit und Naturschutz, wie man seiner Homepage entnehmen kann. Im Interview erzählt er, warum er immer noch aktiv ist.

Es ist beeindruckend, mit knapp 88 noch aktiv in der Politik! Was motiviert Sie dazu?

Ich halte es da mit Jean-Jacques Rousseau: “Ich würde mir nicht anmaßen, meine Mitmenschen zu belehren, wenn andere sie nicht irre führten.” Und dass die Menschen in die Irre geführt werden, habe ich relativ früh in meinem Berufsleben erfahren müssen. Daher kam es zum Wandel vom erzkonservativen zum systemkritischen Menschen.

Wieso das?

Ich bin ja noch ein Vorkriegsmodell, habe den 2. Weltkrieg und die harte Nachkriegszeit noch miterlebt. Ich war immer erzkonservativ, habe den Verantwortlichen vertraut. Ich war überzeugt: Wer Verantwortung trägt, ist derer auch würdig. Ich habe mich nicht für Politik interessiert. Für mich waren die 68er eine äußerst unerfreuliche Bewegung. Die haben an der Universität randaliert, die Professoren respektlos kritisiert. Dagegen hatte ich eine Aversion.

Ich war dann im Reaktorzentrum Seibersdorf tätig und sah die Fortschrittseuphorie und auch die Leichtfertigkeit beim Umgang mit Strahlen. Da wurde ich erstmals kritisch. Als ich dann hörte, dass der technisch-wissenschaftliche Leiter im Radio sagte: „Es wird immer wieder behauptet, Strahlung erzeugt Krebs – das Gegenteil ist richtig: mit Strahlung heilt man Krebs“, war eine Grenze überschritten und ich wurde in der Atomenergiefrage aktiv.

Wie sind Sie vorgegangen?

Wir – Eduard Gruber und ich – haben angefangen, eine wissenschaftlich begründete Argumentation gegen die Atomenergie zu entwickeln. Das begann 1969. Die Anti-AKW-Bewegung in Österreich war damals noch embryonal. Bei der ersten Kundgebung am Bauplatz in Zwentendorf 1970 waren wir gerade ein Dutzend Demonstranten. Aber dieser wissenschaftliche Ansatz war wichtig. Damals wurde gewaltig Propaganda für die Atomkraft gemacht.

Es hieß immer, „Die Atomgegner verstehen ja nichts von der Kerntechnik, sie sind gegen den Fortschritt und von Angst beseelt.“ Sie wurden auch mit Menschen verglichen, die in der Vergangenheit gegen die Eisenbahn protestiert haben. Die Kritiker wurden eben ins Lächerliche gezogen. Daher war eine wissenschaftlich fundierte Kritik wichtig, vor allem in der öffentlichen Konfrontation mit atomfreundlichen „Experten“ .

Als Experte waren Sie sicher sehr gefragt?

Ja. Besonders als dann – spät, aber doch – die jungen Linken eingestiegen sind. Ich wurde immer wieder als Sachverständiger, der gleichzeitig kritisch war, eingeladen, um dem Vorurteil „wer dagegen ist, weiß nichts drüber“ Paroli zu bieten. Wir haben auch viel publiziert. Unser Buch „Radioaktivität und Umwelt“, das 1975 im Gustav Fischer Wissenschaftsverlag erschien, hat einiges bewegt. So wurde ich als Sachverständiger zum Wyhl Prozess nach Herbolzheim eingeladen. Und der Richter hatte unser Taschenbuch in der Hand.

Redaktioneller Einschub: Das geplante Kernkraftwerk Wyhl sollte zwei Reaktorblöcke der 1300-Megawatt-Klasse umfassen, erhielt jedoch nur für Block I eine Teilerrichtungsgenehmigung. Mit dem Bau eines Reaktorgebäudes für Block I war bereits begonnen worden; infolge massiver Proteste der sich zu der Zeit noch im Entstehungsprozess befindenden Anti-Atomkraft-Bewegung und eines vom Verwaltungsgericht Freiburg veranlassten Baustopps wurden die Bauarbeiten 1977 eingestellt; das Projektvorhaben selbst allerdings als politische Entscheidung erst 1994 „offiziell“ beendet. Damit ist das KKW Wyhl das erste (geplante) Atomkraftwerk in Deutschland, dessen Bau auf Initiative der Anti-Atomkraft-Bewegung verhindert wurde. Quelle

Sie kamen ziemlich weit rum?!

Ja, auch im Ausland. Nach dem Vortrag war vor dem Vortrag. Es gab immer wieder jemanden, der den nächsten Vortrag organisieren wollte. Ich war bei den jungen Linken ebenso wie bei den Freiheitlichen, die damals ein klares Anti-Atomprogramm hatten. Und so entstand auch meine enge Kooperation mit Leuten der 68er-Bewegung, die ich im Laufe der Zeit immer mehr zu schätzen wusste. Sie wurden mir immer sympathischer. Ich lernte von ihnen Gesellschaftskritik und sie von uns Ökologie. Im Kontakt mit Vertretern von K-Gruppen (kommunistischen Gruppen), wurde ich als konservativer Naturschützer zuvor als Klassenfeind und Blut-und-Boden-Romantiker angesehen. In der Zusammenarbeit gegen die Atomkraft ergab sich aber ein wechselseitiger Lernprozess und ideologische Gräben wurden überwunden. Das war die Voraussetzung des Erfolgs der Volksabstimmung gegen die massive Pro-Atom-Propaganda der damaligen Zeit.

Sie haben dann die Grünen mitgegründet?

Nein. Ich war nie Mitglied der Grünen. Ich gehörte zusammen mit anderen bekannten grünen Protagonisten wohl zu deren strategischen Vordenkern, d.h. wir haben zukunftsfähige Strategien entwickelt, die von den Grünen als Partei politisch mitgetragen wurden. Ich bin seit 1970 Mitglied im österreichischen Naturschutzbundes und habe die sehr hitzigen Diskussionen – Kernenergie vs. Wasserkraft – mit geführt. Aber es war leicht, den Menschen klarzumachen, dass Atomenergie keine Lösung ist und damit war der Naturschutzbund sehr früh eine starke Kraft in der Anti-AKW-Bewegung.

Ich stand mit vielen der maßgebenden Personen der Grünbewegung im In- und Ausland in Kontakt. Es gab ernsthafte Überlegungen, auf welcher Basis man eine grüne Partei gründen will. Ökologisch, basis-demokratisch, solidarisch und gewaltfrei waren die Grundwerte, zu denen sich Grüne wie Paul Blau, Freda Meissner-Blau, Erich Kitzmüller und viele andere klar bekannt haben. Es war allen ein Anliegen, dass Grüne in der Auseinandersetzung klar erkennbar sein mussten: gewaltlos im Diskurs, menschlich und liebenswürdig im Umgang mit Andersdenkenden, aber sachlich und klar in der Sache – und dadurch wirksam. Es galt immer, das Gegenüber auf Augenhöhe argumentativ zu überzeugen – ohne persönlichen Angriff, ohne Aggression.

Aber warum waren Sie kein Mitglied?

Freda wollte mich einmal auf eine Liste setzen. Unser Institut war ja eines der wissenschaftlichen Zentren der Umweltbewegung. Bei uns wurde ständig angerufen, wenn der ORF oder die diversen Medien Fragen in Umweltbelangen hatten. Ich war mehrfach im Club 2 als Sachverständiger zu verschiedenen Umweltthemen eingeladen. Wäre ich als Mitglied der Grünen öffentlich aufgetreten, wäre vieles, was ich gesagt hätte, von politischen Gegnern herunter gemacht worden. Wenn die Grünen etwas vorschlagen oder fordern, wird es verhindert, allein schon, weil es die Grünen sagen. Als wissenschaftlich agierender Ökologe war ich für alle Seiten akzeptabel, als Wissenschaftler war ich wirksamer.

Aber Sie haben die Grünen immer unterstützt?

Ja, ich stand immer im engsten Kontakt mit den Grünen, habe sie unterstützt, aber auch kritisiert, was ja auch eine Unterstützung darstellt.

Was haben Sie kritisiert?

Wenn z.B. in einer TV-Debatte auf Jörg Haider hingehackt wurde, habe ich beispielsweise angeregt, dass es nicht darum ginge, zu verkünden, warum man Haider nicht wählen soll, sondern dass man positiv begründen sollte, warum Grün die beste Wahl ist.

Alexander Van der Bellen hat beispielsweise mal eine Diskussion mit Wolfgang Schüssel geführt, in der er vom Moderator gefragt wurde, was ÖVP und Grüne unterscheidet. Seine Antwort „z.B. die Asylpolitik“ fand ich erschütternd. Und das habe ich ihm auch persönlich mitgeteilt. Es geht doch um viel mehr als Asylpolitik. Von einem Grünen in einer TV-Diskussion hätte ich erwartet: „Es geht um die dramatische Umverteilung von Fleißig nach Reich, um die Profitmaximierung auf allen Ebenen, um die Ausbeutung der Menschen in anderen Ländern, um Umweltzerstörung. Dafür steht die Regierung Schüssel. Wir Grünen setzen hingegen auf Zukunftsstrategien wie eine Gemeinwohlökonomie, die allen Menschen zugutekommt. Wir erarbeiten Konzepte für einen zukunftsfähigen Systemwandel. Das macht den wesentlichen Unterschied aus, der sich dann letztlich auch bis in die Asylpolitik auswirkt“. Aber es wurde „gestritten“ und diskutiert, ohne dass die Kernthemen der Grünen zu erkennen waren.

Sind Sie immer noch im Kontakt zu der Partei, kritisieren Sie die Grünen immer noch?

Ich habe den Diskurs nie beendet, aber die Grünen haben aufgehört, mir zuzuhören. Als diese ihren Newsletter mit den Worten, „Corona-Schutzimpfung und ein Grüner Newsletter, wie passt das zusammen? Wir finden sehr gut! Die Impfung zeigt, wie die Welt funktionieren könnte. Vertrauen in die Wissenschaft, konstruktive Zusammenarbeit über die Nationalstaaten hinweg.  So können wir Probleme lösen!„, einleiteten, habe ich sehr klar schriftlich darauf reagiert und sie an ihre Ursprünge erinnert. So schrieb ich u.a.: „Ihr fordert ‚Vertrauen in die Wissenschaft.‘ Was meint Ihr damit? Wenn wir in den 1970iger Jahren den Atomwissenschaftlern vertraut hätten, wären in Österreich 2-3 Atomkraftwerke in Betrieb gegangen, wenn wir den industriegesteuerten Gentechnikern vertraut hätten, gäbe es heute keinen Markt für gentechnikfreie Produkte und vermutlich kaum mehr Biobauern.

Aber es kam keinerlei Reaktion. Keine. Die Grünen sind nicht mehr das, was sie einmal waren…

Sie haben sich aber auch kritisch darüber geäußert, was an den Universitäten passiert?

Ja, Kontaktschuld und Cancel Culture haben mich erschüttert. Für mich waren die Universitäten der Hort der sachlichen Diskussion – das sind sie aber nicht. Nicht mehr.

Da ich noch immer einen Lehrauftrag an der Boku habe, erhielt ich als Lehrender 2021 das Rundschreiben, in dem man den Studierenden die Impfung dringend empfohlen hat. In einem Brief habe ich ausführlich begründet, warum ich – als der Risikogruppe Zugehöriger – mich nach umfassender Recherche nicht habe impfen lassen. Und das, obwohl in meinem Alter keine Spätfolgen zu befürchten waren. Das gilt aber nicht für die meist sehr jungen Studierenden. Da hätte ich mir eine ordentliche Aufklärung der Studenten erwartet. Diesen Brief habe ich an die Hochschülerschaft und das Rektorat geschickt. Keine Antwort. Was mich wirklich erschreckt hat: Als wir unsere Ringvorlesung zu Corona hielten, kam sogar Protest seitens der Hochschülerschaft in Richtung Cancel Culture. Die interdisziplinäre Ringvorlesung wurde von den Rektoraten aber dann doch noch zugelassen.

Das erschütterndste Beispiel aktuell ist die Rektorin der Harvard-Universität, die wegen einer Veranstaltung zum Palästinakonflikt gehen musste.

Ich sage immer, dass ich mich zu den Grundprinzipien der Aufklärung bekenne: Wage zu denken und habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen. Ich habe meine Meinung immer in möglichst wohlgesetzten Worten geäußert und wenn einer ein heißes Problem anspricht, trauen sich andere dann auch, etwas zu sagen. Meinungsfreiheit als Voraussetzung von Demokratie wird am besten verteidigt, indem man von ihr Gebrauch macht.

Sie gehen aktiv gegen Propaganda vor?

Wie gesagt, war ich in meiner Jugend ein Propaganda-Opfer. Dass in der Presse nicht die Wahrheit steht, wurde mir relativ früh bewusst. Aber erst vor einigen Jahren habe ich mitbekommen, dass Medienverantwortliche schon sehr früh eng in transatlantische Netzwerke integriert waren. Noch vor Corona haben mir Interviews mit Willy Wimmer, einem hochkarätigen Politiker unter Kohl, der Klartext gesprochen hat, das Ausmaß der Kriegspropaganda und Hetze deutlich gemacht. Ich musste alt werden, um die Hintergründe zu verstehen.

Und dabei wollte ich als Wissenschaftler schon immer die „Welt“ verstehen, alle Seiten kennenlernen, Behauptungen hinterfragen, andere Blickwinkel, Sichtweisen und Interpretationen kennenlernen, um für mich entscheiden zu können, welche Argumente und welche Fakten nachvollziehbar sind. Es gibt immer verschiedenen Perspektiven. Nach Paul Watzlawick, „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“, lebt jeder in einer anderen Wirklichkeit als Ergebnis des eigenen Erlebens, Informationen und Kommunikation. Zu glauben, dass meine Sicht der Dinge, die einzig wahre ist, ist ein gefährlicher Irrtum.

Man muss sachlich diskutieren, nicht diskreditieren. Heute wird der Meinungsgegner zumeist publikumswirksam niedergemacht. Außerdem findet mithilfe von Softpower ein Kampf um die öffentliche Meinung statt. Man muss die Methoden der Meinungsmanipulation verstehen und erkennen, um ihnen nicht zum Opfer zu fallen.

Wie meinen Sie das?

Alles das, was früher in unserer Demokratie erfolgreich war, insbesondere das Miteinanderreden, wurde mit Cancel Culture und Kontaktschuld zerstört. Andere zu verstehen, ist verboten. Heute hat man es mit den blödesten Kampfbegriffen zu tun.

Können Sie ein Beispiel dafür geben?

Der Ukrainekonflikt hat nicht mit 2022, sondern mit dem gebrochenen Versprechen, dass sich die Nato nicht nach Osten ausdehnen wird, begonnen. Wenn man das aber erwähnt, ist man „Putin-Versteher“. Das als Kampfbegriff zu verwenden, ist ein Bekenntnis zur Dummheit. Konflikte können doch nur in wechselseitigem Verständnis überwunden werden. Verstehen bedeutet ja nicht gutheißen. Ich bemühe mich, sowohl „Putin-Versteher“ als auch „Biden-Versteher“ zu sein. Nur so gelangt man zu einer einigermaßen realistischen Sicht der bedrohlichen politischen Lage. Ich muss zuhören und verstehen, um mir eine Meinung zu bilden. Ich wende mich schon seit Jahren gegen die Spaltung der Gesellschaft. „Teile und herrsche“ muss überwunden werden, aber mit der Corona-Zeit wurde diese Spaltung drastisch. Wir müssen die gemeinsamen Lebensinteressen vor das Trennende stellen. Und darum unterstütze ich jetzt auch die Liste Madeleine Petrovic, die sich getreu den grünen Grundwerten für eine lebensfreundliche Welt mit Zukunft einsetzt.

Sie kennen Madeleine schon lange?

Ja – seit ewig langer Zeit. Mit der GGI – Grüne Gegen Impfpflicht – hatte ich guten Kontakt. Und Madeleine steht immer noch zu den alten grünen Werten, die mir auch am Herzen liegen. Sie hat in der Corona-Zeit den Mund aufgemacht und spricht in der Neutralitätsfrage Klartext. Da sind die Grünen ja Totalversager, obwohl Pazifismus ja Kernthema der Grünen ist bzw. war. Allein ihre Haltung zu Gaza ist unfassbar. Da muss man sich doch auf die Seite der Unterdrückten stellen. In der Natur herrscht das Recht des Stärkeren, in einer humanen Gesellschaft muss die Pflicht des Stärkeren und seine Verantwortung im Vordergrund stehen. Und die Schwachen dürfen sich nicht anbiedern und mitlaufen, sondern diese Pflicht aktiv und lautstark anmahnen. Und mit der LMP geben wir den Schwachen zumindest eine Stimme.

Sie haben nie bei den Grünen kandidiert, jetzt sind Sie auf der Kandidatenliste der LMP. Woher der Sinneswandel?

Als ich gehört habe, Madeleine macht die Liste, war ich begeistert. Wir trafen uns und ich sagte ihr: „Endlich weiß ich, wen ich wählen werde.“ Sie fragte mich, ob ich bereit sei, sie zu unterstützen – dem habe ich natürlich zugestimmt, wusste aber nicht, dass diese Zustimmung mich auf einen Listenplatz bringen würde.

Aber es war von Anfang an auch von ihr so gedacht, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich in den Nationalrat komme, sehr, sehr gering ist. Aber für mich war klar, wenn Madeleine antritt, ist es auch sinnvoll, wenn ich mich da engagiere und mitarbeite. Nein zu sagen war keine Option.

Ich bin wirklich gerne bereit, meine jahrzehntelange Erfahrung in Ökologie, Energie und anderen Themen einzubringen. Das war immer mein Streben. Wissenschaftler haben die Aufgabe, ihr Wissen der Politik zur Verfügung zu stellen und in diesem Sinn bin ich bereit, voll und ganz mitzutun.

Im Alter von fast 88 Jahren genießen die meisten Menschen das Nichtstun. Was treibt Sie an? Woher nehmen Sie die Kraft?

Mich hat die Dokumentation „Paul Jacobs und die Atombande“ aus 1979 sehr beeindruckt. Im Film, der die Fall-out-Folgen der zahlreichen Atomtests in der Wüste Nevada für die daran Beteiligten aufdeckt, wurde der inzwischen selbst an Krebs erkrankte Paul Jacobs gefragt: „Sie sind doch am Ende, wieso machen Sie immer noch weiter?“ und er antworte mit Worten aus dem Talmud:

Nicht liegt es an Dir, das Werk zu vollenden, aber Du bist auch nicht frei, von ihm abzulassen.

In diesem Sinne mache auch ich weiter, solange mir das möglich ist. Man tut, was man kann.

Ich danke Ihnen herzlich dafür!