Zu viel Schlaf kann ebenso gesundheitliche Folgen mit sich bringen, wie zu wenig Schlaf

Zu viel Schlaf: Woran Sie ihn erkennen – laut Expertin.

Über wie viele Stunden Schlaf durften Sie sich vergangene Nacht freuen? Viel wichtiger noch: Wie fühlen Sie sich damit? Sind Sie auch am Nachmittag noch fit? Die Studienlage ist sich über die optimale Schlafdauer verhältnismäßig einig: sieben bis neun Stunden seien ideal. Aber letztendlich ist die optimale Schlafdauer die, mit der Sie sich am wohlsten fühlen. Schläft man nämlich zu wenig, zeigt sich das spätestens am Nachmittag durch Konzentrationsschwäche oder Abgeschlagenheit. Bei langfristigen Folgen von Schlafmangel sprechen Forscher:innen auch von einer kürzeren Lebenserwartung. Aber wie macht sich zu viel Schlaf bemerkbar?

5 Anzeichen, dass Sie zu viel schlafen – laut Schlafforscherin

Die Auswirkungen sollten ebenfalls nicht unterschätzt werden, sagt Schlafforscherin Dr. Katharina Lederle. Sie ist Gründerin von Dr. Kat Sleep Therapy und englisch- und deutschsprachige Schlafcoachin für Frauen und kennt die fünf häufigsten Anzeichen, an denen Sie erkennen, dass Sie zu viele Stunden in der Nacht schlafen.

  1. Regelmäßig mehr als neun Stunden Schlaf pro Nacht: Wenn Sie regelmäßig mehr als neun Stunden in der Nacht schlafen, kann das schon das erste Anzeichen für zu viel Schlaf sein. Gerade dann, wenn Sie sich dennoch tagsüber unwohl fühlen: „Wenn Sie tagsüber trotz vieler Stunden Schlaf übermäßige Tagesschläfrigkeit erleben, kann das ein Anzeichen für ein zu hohes Schlafpensum sein”, weiß die Expertin.
  2. Benommenheit am Morgen: Sie gehen zeitig ins Bett – und Ihnen fallen die Augen beim Aufwachen trotzdem immer wieder zu? Die Snooze-Taste wird wieder und wieder betätigt? Auch das kann auf zu viel Schlaf hindeuten. „Wenn man aufwacht und sich sehr benommen fühlt, es eine Weile dauert, bis man wieder klar denken kann, obwohl man früh genug ins Bett gegangen ist, kann das ebenfalls für zu viele Stunden Schlaf sprechen“, sagt Dr. Katharina Lederle. Dennoch sollten Sie beachten, dass Menschen individuelle Schlafbedürfnisse haben – von Frühaufsteher:innen bis Nachteulen. Wichtig sei nur, die Aufwachzeit an die Schlafenszeit anzupassen, damit der Körper genügend aber nicht zu viel Schlaf bekommt.
  3. Wenn der Mittagsschlaf nötig ist – aber nichts bringt: Wenn Ihr Körper sich am Mittag oder Nachmittag nach einer Nap-Time sehnt und Sie sich trotz eines kleinen Schläfchens weder fit noch ausgeschlafen fühlen – sondern viel eher benommen – kann das ein Anzeichen des Körpers sein, Ihnen mitzuteilen, dass Sie zu viel Schlaf einholen.
  4. Kopfschmerzen : Ein typisches und laut der Expertin sehr häufiges Anzeichen für zu viel Schlaf sind Kopfschmerzen. Der dröhnende Kopf und das schwere Gefühl auf den Augenlidern am Morgen kann darauf hindeuten, dass Sie mehr geschlafen haben, als Ihr Körper eigentlich braucht. Manchmal halten diese Kopfschmerzen auch einen ganzen Tag lang an.
  5. Müdigkeit und wenig Energie über den Tag: Ein offensichtliches Anzeichen für schlechten Schlaf ist das erschöpfte Gefühl über den Tag. Schnell schreibt man diese Erscheinungen dem Schlafentzug zu, allerdings reagiert der Körper auch bei übermäßig langem Schlaf mit Konzentrationsproblemen und Erschöpftheit. „Das kann sowohl die Arbeitsleistung, die Sicherheit im Verkehr und die Entscheidungsfindung im Alltag beeinflussen“, so die Expertin.

Die Folgen von zu viel Schlaf

Während die gesundheitlichen Folgen von Schlafentzug vergleichbar laut sind, werden die ebenfalls existierenden gesundheitlichen Folgen von hohem Schlafbedürfnis weniger hitzig diskutiert. Dabei können diese laut der Schlafexpertin Dr. Katharina Lederle ebenso schädlich sein: „Es gibt eine U- oder J-förmige Verbindung zwischen Schlafdauer und Gesundheit: Der ideale Bereich für Wohlbefinden und Gesundheit liegt bei sieben bis neun Stunden die Nacht“. Zum Hintergrund: Eine U-förmige Verbindung zeigt, dass sowohl niedrige als auch hohe Werte zu negativen Ergebnissen führen, während mittlere Werte am optimalsten sind. Eine J-förmige Verbindung zeigt hingegen, dass niedrige Werte mit geringen Risiken verbunden sind, aber hohe Werte zu einem stark ansteigenden Risiko führen.

Eine Übersichtsstudie auch 2022 zum Thema Schlafdauer und Gesundheitsfolgen zeigt einen Zusammenhang zwischen langer Schlafdauer und Gesamtmortalität (Gesamtzahl der Todesfälle in einer bestimmten Bevölkerung). Aber wie lässt sich das erklären – und welche genauen gesundheitlichen Folgen kann ein zu hohes Schlafpensum mit sich bringen? „Zu viel Schlaf kann auch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedeuten. Laut weiterer Studien kann regelmäßig langer Schlaf zudem einen negativen Einfluss auf kognitive Fähigkeiten haben“, erklärt Dr. Katharina Lederle.

Die möglichen Auslöser für ein zu hohes Schlafbedürfnis

Die Auslöser für das regelmäßige Überziehen der notwendigen Schlafdauer können unterschiedlich sein: „Bestimmte (nicht diagnostizierte) Krankheiten, beispielsweise Schmerzen oder eine Schlafstörung (z. B. Schlafapnoe) sowie Hypersomnie, führen zu einer Veränderung der Schlafdauer, weshalb es sich lohnt, einen Bluttest beim Hausarzt durchführen zu lassen“, so die Expertin. Auch eine Nahrungsmittelallergie oder Nebenwirkungen von Medikamenten können für ein Verlangen nach mehr oder zu viel Schlaf sorgen. Depressionen oder andere psychische Erkrankungen führen ebenfalls zu einem erhöhten Bedürfnis nach Schlaf. „Ebenso ein niedriger sozioökonomischer Status, ein geringes Maß an körperlicher Aktivität und Arbeitslosigkeit sind weitere Faktoren, die eine Rolle spielen können“.

Die Schlafhygiene spielt eine große Rolle

Das akribische Pflegen der eigenen Schlafhygiene, also Verhaltensweisen, die einen gesunden, erholsamen Schlaf fördern, sollte man nicht unterschätzen. Zu viel Schlaf kann ebenfalls mit einer schlechten Schlafqualität zusammenhängen, die laut der Forscherin für die Gesundheit mindestens ebenso wichtig ist wie die Schlafdauer. Dennoch müsse man zwischen Übermüdung oder Verschlafen und viel Schlafen oder Schläfrigkeit strikt unterscheiden, wenn auch diese Phänomene miteinander verwandt scheinen: „Übermüdung tritt zum Beispiel am Samstagmorgen nach einer langen Freitagnacht auf. Es ist durchaus üblich, den verlorenen Schlaf über das Wochenende nachzuholen, allerdings reicht das selten aus, und das Hin und Her zwischen Schlafzeiten in der Arbeitswoche und am Wochenende birgt seine eigenen Gesundheitsrisiken in sich“, erklärt sie. Gerade dann, wenn es Ihnen schwerfällt, tagsüber wach und konzentriert zu bleiben, kann dies ein Zeichen für Tagesmüdigkeit sein. „Oft hängt dies mit einer zugrunde liegenden körperlichen oder psychischen Erkrankung oder einer nächtlichen Schlafstörung zusammen“.

Manche Menschen brauchen weniger Schlaf als andere

Es gibt aber auch Menschen, die von Natur aus weniger als sieben Stunden Schlaf brauchen, sagt die Schlafforscherin. „Und es gibt Menschen, die mehr als neun Stunden brauchen, aber das ist die Minderheit“. Die Expertin ist besonders dann vorsichtig, wenn Menschen ihr davon berichten, regelmäßig mit fünf Stunden Schlaf zurechtzukommen. „Ich stelle dann ein paar weitere Fragen, beispielsweise, wie sich die Personen am Nachmittag fühlen. Da ein Gehirn mit Schlafentzug Schwierigkeiten hat, genaue Entscheidungen zu treffen, kann die Einschätzung des eigenen Schlaf-/Wachheitsgrades falsch sein“.

Um zu schauen, ob und warum Sie zu viel schlafen, hilft es laut Dr. Kat, das eigene Schlafverhalten mit Stift und Papier auf dem Nachttisch zu dokumentieren: Wie oft wachen Sie in der Nacht auf? Wann gehen Sie immer zu Bett? Und wann stehen Sie auf, wenn Sie keinen Wecker gestellt haben? „Bewerten Sie auch die Qualität Ihres Schlafs. Da Schlafmangel oft mit dem Lebensstil zusammenhängt, würde ich raten, diesen nach Möglichkeit zu ändern, wenn dies nicht von den Arbeitszeiten abhängig ist. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie regelmäßig viel zu viel schlafen, dann sollten Sie sich auch folgende Fragen stellen: Schläft jemand in Ihrer Familie zu viel? Könnte das genetisch bedingt und natürlich sein?“.

Sollte das nicht der Fall sein, rät die Expertin dazu, einen Bluttest durchführen zu lassen und alle Medikamente (einschließlich Nahrungsergänzungsmittel) zu überprüfen, die Sie einnehmen. Eine Schlafstudie, entweder im Labor oder zu Hause, könnte ebenfalls hilfreich sein.


Kommentare

2 Antworten zu „Zu viel Schlaf kann ebenso gesundheitliche Folgen mit sich bringen, wie zu wenig Schlaf“

  1. Doc Tor Selt Sam :
    Schlafen am Steuer kann zu Löchern im Kopf führen.

  2. Avatar von Franz77
    Franz77

    *hihi* Tote schlafen ….hmmmm…

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