Russlands Wirtschaft hat zwar immer noch Geld, aber kommt in vielen Fällen nicht dran

Russlands Geld, das im Ausland festsitzt, hat einen Dominoeffekt für die heimischen Unternehmen

Russlands ausländisches Finanzvermögen stieg in den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 um 44,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 40,5 Milliarden Euro).

Westliche Sanktionen und komplexe internationale Abwicklungen verzögern die Auslandszahlungen Russlands.

Der Druck durch die weitreichenden westlichen Sanktionen nimmt zu, was die Abwicklung des Handels für Russland problematischer macht.

Russlands Wirtschaft und Handel scheinen trotz der weitreichenden westlichen Sanktionen nach dem Einmarsch in die Ukraine stabil zu sein.

Es sieht jedoch so aus, als ob Russland nicht in der Lage ist, viel Geld nach Hause zu transferieren. Einem Bericht der russischen Zentralbank vom Dienstag zufolge sind die ausländischen Finanzaktiva — einschließlich der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen — von Januar bis Juli dieses Jahres um 44,6 Milliarden US-Dollar (knapp 40,5 Milliarden Euro) gestiegen. Das ist mehr als das Doppelte des Anstiegs von 21,4 Milliarden US-Dollar (19,4 Milliarden Euro) im gleichen Zeitraum vor einem Jahr, zeigt der Bericht der Zentralbank.

Unter dem Begriff Finanzaktiva versteht man Forderungen, die verzinst werden können. Sie umfassen unter anderem Bankkredite und -einlagen, sowie kurz- und langfristige Wertpapiere.

Die Daten zeigen nur den Anstieg der im Ausland festsitzenden Vermögenswerte, nicht den Gesamtbetrag.

Die Zentralbank gab keine Aufschlüsselung der Vermögenswerte an. Sie erklärte aber, der Anstieg sei auf längere Verzögerungszeiten und die „zunehmende Komplexität“ zurückzuführen, die für Auslandsabrechnungen erforderlich sei. Auch die nicht näher bezeichneten sonstigen Anlagen haben zugenommen.

Dieses im Ausland festsitzende Geld wirkt sich auf die Liquidität der Unternehmen in Russland aus, berichtet Alex Isakov, Russlandexperte bei „Bloomberg Economics„.

Es ist nicht das erste Mal, dass Russland — ein Rohstoffriese — Probleme mit im Ausland festsitzenden Handelserlösen hat.

Letztes Jahr räumte Russland Probleme mit Milliarden von indischen Rupien ein, die es durch Exporte nach Indien erzielt hatte. Der Betrag ist seitdem gesunken, da es russischen Unternehmen gelungen ist, das Geld zur Bezahlung indischer Exporteure zu verwenden. Das berichtete „Reuters“ am Mittwoch unter Berufung auf eine ungenannte indische Regierungsquelle.

Selbst chinesische Banken wollen keine Geld-Geschäfte mit Russland machen

Auch wenn die russische Wirtschaft in den 29 Monaten seit dem Einmarsch in die Ukraine nur schleppend vorankam, wurde sie doch hauptsächlich durch staatliche Kriegsausgaben für militärische Aktivitäten und Subventionen angetrieben.

Kürzlich wies die russische Zentralbank auf eine „erhebliche“ Überhitzung der Wirtschaft des Landes hin.

Der Druck durch die westlichen Sanktionen nimmt jedoch schnell zu. Denn die internationalen Banken halten sich aus Angst vor den im Dezember beschlossenen US-Sekundärsanktionen mit der Abwicklung von Transaktionen mit Russland zurück.

Inzwischen weigern sich fast alle chinesischen Banken — selbst kleine regionale Banken —, direkte chinesische Überweisungen aus Russland zu akzeptieren. Das berichtete die kremlnahe Zeitung „Iswestija“ am Montag.

Abgesehen von den Problemen mit den chinesischen Banken haben russische Unternehmen auch mit einem Mangel an chinesischen Yuan zu kämpfen, auf die das Land nun für den Handel angewiesen ist.

Russland spielt wirtschaftliche und finanzielle Risiken herunter

Moskau spielt die Auswirkungen der westlichen Sanktionen herunter.

Am Mittwoch sagte der russische Finanzminister Anton Siluanow, sein Land verfüge über einen starken „Schutzschild“ gegen den Druck von außen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur „TASS„.

„Wir haben eine starke, nachhaltige finanzielle Basis geschaffen; wir haben eine finanzielle Infrastruktur geschaffen“, sagte Siluanow.

Russland bemüht sich jetzt, alternative Zahlungssysteme, einschließlich Kryptowährungen, einzurichten, um den Handel zu erleichtern.

Reuters“ berichtete am vergangenen Donnerstag, dass Russland und China sogar planen, die uralte Praxis des Tauschhandels wiederzubeleben, um die westlichen Sanktionen zu umgehen. Davon berichtete Business Insider bereits.

Der Artikel wurde von Muriel Dittmar aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.


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