Nürnberg/Bayern – Mit rund 90 Ständen bei der Biofach, das ist die Weltleitmesse für ökologische Konsumgüter, stellen österreichische Unternehmen ihre Innovationskraft eindrucksvoll unter Beweis. Dabei muss das Bio-Land Österreich den internationalen Vergleich hinsichtlich Qualität und Nachhaltigkeit auf keine Weise scheuen. Auch bei der bewirtschafteten Bio-Fläche, mit einem Anteil von 27,1 %, ist die Alpenrepublik in der EU führend. Der EU-Durchschnitt liegt im Vergleich nur knapp über 10 %. Die Biofach-Messe bot den passenden Rahmen, um aber auch die Herausforderungen der rot-weiß-roten Landwirtschaft zum Thema zu machen.
Laut Bio Austria-Obfrau Barbara Riegler könne die Lage der Bio-Einkäufe in Österreich als stabil bezeichnet werden. Sowohl bei den Pro-Kopf-Ausgaben als auch dem Bio-Markt-Anteil ist in den vergangenen Jahren eine positive Tendenz erkennbar. Die aktuellen RollAMA-Zahlen zeigen, dass 2023 im Vergleich zum Jahr davor der Umsatz bei Bio-Frischeprodukte um 5,3% auf rund 873,6 Mio. € anstieg. Mit knapp 581 Mio. € lag der Umsatz im Jahr 2019 vergleichsweise noch gering. Die starken Umsätze spiegeln sich aber nicht in gleichen Maßen in den verkauften Tonnagen wider. Der Bio-Absatz verringerte sich von 2022 auf 2023 um minus 2,8 %. Im langfristigen Schnitt wurde im Lebensmitteleinzelhandel jedoch deutlich mehr Bio eingekauft, seit 2019 stieg der Absatz sogar um 27,2 %.
Zahl der Biobauern in Österreich sinkt
Trotzdem ist die Situation für die Bio-Betriebe in Österreich nicht einfach. Das zeigt sich dadurch, dass von 2022 auf 2023 die Zahl der Bio-Betriebe um 930 abnahm, das ist ein Minus von 4 %. So wurden im Vorjahr 24 148 Bio-Höfe gezählt, das sind 22,7 % aller Betriebe. Zudem nahm auch der Bio-Flächen-Anteil um 10000 ha, das sind minus 1,5 %, ab und liegt nun bei 27,1 % oder 695 180 ha
Als wesentliche Ursache für diesen Rückgang sieht Bio Austria-Obfrau Barbara Riegler darin, dass die Bäuerinnen und Bauern bei zu niedrigen Verkaufspreisen und zugleich gestiegenen Betriebskosten kein ausreichendes Betriebseinkommen erwirtschaften konnten. Um die bäuerlichen Leistungen für Umwelt, Klima, Tierwohl, Bio- und die Berglandwirtschaft zu honorieren, hat Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig jüngst das 360 Mio. € schwere Paket „Impulsprogramm Landwirtschaft“ geschnürt. Dennoch betonte die Bio-Vertreterin: „Nicht zuletzt tragen die agrarpolitischen Rahmenbedingungen erschwerend zu der Gesamtsituation bei. Das ÖPUL ist unter den gegebenen Umständen eine Erschwernis für die Bio-Betriebe und eine Bremse für die Bio-Entwicklung. Bio-Betriebe haben im aktuellen ÖPUL eine schlechtere Ausgangssituation als in den Jahren davor. Unter diesen Umständen darf man sich nicht wundern, wenn sich Bio-Betriebe aus der Bio-Landwirtschaft zurückziehen. Für uns als Bio-Musterland sind das natürlich keine guten Nachrichten.“
Biobauern haben es auch in Österreich nicht leicht
Die österreichischen Bio-Ziele, mit 30 % Bio-Flächen-Anteil bis 2027 oder 35 % bis 2030, hätten nichts an ihrer Richtigkeit und Bedeutung verloren, so Riegler. Trotzdem passiere im Moment das Gegenteil. Riegler kritisierte aber auch, dass im Agrarbereich auf EU-Ebene wenig weitergebracht werde: „Wir sehen ja im Moment, dass Stück für Stück die Vorhaben der EU-Kommission zurückgeschraubt werden. Umso wichtiger wird die Rolle der Bio-Landwirtschaft als Motor der Ökologisierung werden.“
Forderungen der Bio-Branche an die Agrarpolitik
Konkret forderte Riegler von der Bundesregierung, rasche Änderungen im Agrar- und Umweltprogramm bei der EU-Kommission zu beantragen, damit diese ab 2025 in Kraft treten können. Eine Chance sieht die Verbandsobfrau auch in der öffentlichen Beschaffung. Doch leider hält die Regierung die selbst auferlegte Quote, dass mindestens 25 % der eingekauften Lebensmittel in Einrichtungen des Bundes Bio sein müssen, nicht ein. Eine parlamentarische Anfrage konnte diesbezüglich nur vom Verteidigungsministerium beantwortet werden. Das Heer kauft zu 1,5 % bio ein, alle anderen Ministerien konnten den Anteil nicht einmal beziffern. Mit ihrer Vorbildwirkung kommt der öffentlichen Beschaffung eine wichtige Rolle zu. Dass dies nicht erfolge, schmerze die Biobäuerinnen und -bauern umso mehr, hielt Barbara Riegler fest.
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