Wilde Phantasien über einen am morgigen 8. Januar bevorstehenden Generalstreik oder gar einen Umsturz breiten sich in Alternativmedien, aber zunehmend auch innerhalb des polit-medialen Machtkomplexes in diesen Tagen rasant aus. Die Fähr-Blockade von Schlüttsiel wird zum Angriff auf ein in der Realität schon längst nicht mehr existierendes „demokratisches Miteinander“ hochgejazzt. Solche wohlfeilen Empörungen beschränken sich aber weitgehend auf Berufspolitiker, die hierbei mit Robert Habeck ein unbestreitbares Eigeninteresse teilen, möglichst nicht vom Volk behelligt zu werden. Ich möchte hier dazu aufrufen, dies alles etwas gelassener zu sehen und vor allem angesichts weitgehend imaginärer Revolutionen tatsächlich revolutionäre Vorgänge in unserer Gegenwart nicht zu übersehen.
Ein hierfür entscheidendes Datum ist nicht der 8. Januar, sondern der 31. Dezember. An diesem Tag hat sich wohl endgültig eine massive islamische „Landnahme“ in Westeuropa manifestiert, zumindest in seinen Städten. Autochthone Europäer gingen kaum noch zu Silvesterfeiern auf die Straßen und Plätze, sondern überließen den öffentlichen Raum überwiegend moslemischen Einwanderern. Die befürchteten Gewaltausbrüche brauchten gar nicht mehr stattzufinden, zumindest nicht in der vorhergesagten Intensität, denn die islamische Weltrevolution konnte am Ende des Jahres 2023 bereits offen ihren Erfolg in weiten Teilen Europas feiern. In Mailand kam es zu einer sexuellen Massendemütigung einheimischer Frauen, die sich mit der Kölner Silvesternacht von 2015 vergleichen lässt. In vielen anderen Städten hatte sich das weibliche Geschlecht schon in die Sicherheit der eigenen vier Wände zurückgezogen.
Hoffnungslos unterlegene Situation
Diese Entwicklung wird sich nicht umkehren lassen, und alle Wunschträume europäischer Rechter von einer „Remigration“ sind vergebens. Sie sind sogar hochgefährlich, weil sie nichts anderes darstellen als Aufrufe zum Bürgerkrieg aus einer hoffnungslos unterlegenen Situation heraus. Die Staatsmacht hat auf allen Feldern längst vor einem überlegenen islamischen Gewaltpotential kapituliert. In Kitas und Schulen wird genauso willig nach der islamischen Pfeife getanzt wie bei Polizei und Justiz. Demographisch ist der sprichwörtliche Drops längst gelutscht. Die heute bei den Kindern schon vorhandenen muslimischen Mehrheiten müssen sich gar nicht erst langsam durch die Bevölkerungspyramide nach oben arbeiten, denn ein immer größer werdender Einwandererstrom füllt die älteren islamischen Jahrgänge von der Seite her auf. Stellen wir uns darauf ein, dass schon in wenigen Jahren Weihnachten und andere christliche Traditionsbestände genauso aus der Öffentlichkeit verbannt sein werden wie sichtbare weibliche Reize in den Sommermonaten.
„Allah ist mit den Standhaften“ war vor etwa vier Jahrzehnten ein Bestseller des unvergessenen Journalisten und Islamkenners Peter Scholl-Latour (1924-2014). In diesem Buch beschrieb er „Begegnungen mit der islamischen Revolution“, die im Februar 1979 mit der triumphalen Rückkehr des Ayatollah Chomeini nach Teheran ihren Anfang nahm. Diese islamische Weltrevolution ist ungebrochen, und sie befindet sich sehr wahrscheinlich heute noch lange nicht auf dem Höhepunkt ihrer Dynamik. Der gegenwärtige Nahostkrieg fügt ihr neue, ruhmreiche Kapitel hinzu. Entgegen dem Augenschein ist sein bisheriger Verlauf eine Demütigung für Israel und seine angeblich unbesiegbare Armee mit dem neuhebräischen Kürzel Zahal (englisch: IDF als Akronym für Israel Defense Forces). Innerhalb von drei Monate ist es Zahal nicht gelungen, den Gazastreifen – ein Gebiet, das kleiner ist als das Bundesland Bremen – militärisch zu befrieden. Die Hamas ist dort immer noch hochaktiv und feuert weiterhin Raketen auf Israel ab. Statt den Feind wirklich zu besiegen, verwandelt Zahal den Gazastreifen mit sinnloser Zerstörungswut in eine Endzeitkulisse und provoziert so ein Massensterben von Zivilisten durch Seuchen. Der UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths stellte kürzlich gleichsam offiziell die „Unbewohnbarkeit“ des Gazastreifens fest.
Fatal falscher westlicher Universalismus
Es ist keine gewagte Prognose, dass Millionen von Moslems in der ganzen Welt durch diese scheußlichen Vorgänge dazu gebracht werden, sich dem Märtyrertum ihrer Glaubensgenossen im Gazastreifen anzuschließen. Genau dieser verzweifelte Kampfesmut in äußerlich hoffnungsloser Unterlegenheit ist nämlich ein Hauptkennzeichen der islamischen Weltrevolution. So hielt die islamische Republik Iran im Ersten Golfkrieg (1980-1988) gegen den gleichermaßen von USA und Sowjetunion hochgerüsteten Irak Saddam Husseins stand, und in ähnlicher Weise stellten sich auch die afghanischen Mudschaheddin (später Taliban) erst der Sowjetunion und dann der einzig verbliebenen Supermacht USA erfolgreich entgegen. Die Terroristen von Al-Qaida und dem „Islamischen Staat“ (IS) zeichnete buchstäbliche Todesverachtung aus. Der revolutionäre Islam ist mit einer Methode sicherlich nicht zu besiegen, nämlich mit der Verheißung besserer Lebensverhältnisse für seine Anhänger in einem friedlichen Diesseits. An diesem fatalen, aus falschem westlichen Universalismus entspringenden, Missverständnis ist jener „Friedensprozess“ zwischen Israelis und Palästinensern gescheitert, der mit dem Oslo-Abkommen von 1993 so vielversprechend begonnen hatte.
Auch an der zweiten Front des Nahostkrieges, der israelisch-libanesischen Grenze, sieht es für Zahal alles andere als gut aus. Die Israelis wagen aus Angst vor nicht mehr beherrschbaren Raketenangriffen aus dem Libanon keine wirklich harte Reaktion auf den beständigen Beschuss des israelischen Nordens durch die Hisbollah-Miliz. Schon im Sommer 2006 war es Zahal trotz des Einsatzes von mehr als 3000 Panzern und einer drückenden Luftüberlegenheit nicht gelungen, den Sperrriegel der Hisbollah im Südlibanon zu durchbrechen und die schiitische Miliz zu besiegen. Angesichts dieses eklatanten militärischen Unvermögens greift die Regierung Netanyahu zu offensichtlich völkerrechtswidrigen Mitteln wie dem Drohnenmord an dem Hamas-Kommandeur Saleh al-Aruri in Beirut. Die Hintergründe des Terroranschlages mit fast hundert Todesopfern im iranischen Kerman sind zwar offiziell unklar, aber man kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der israelische Geheimdienst Mossad etwas damit zu tun hat. In Kerman wurde eigentlich des vor fast genau vier Jahren, am 2. Januar 2020, in Bagdad ebenfalls durch einen Drohnenmord ums Leben gekommenen Kommandeurs des iranischen Revolutionsgarden Qasem Soleimani gedacht.
Langes Warten mit der “Rache”?
Auftraggeber letztgenannter Aktion war der in deutschen Oppositionskreisen hochgelobte damalige US-Präsident Donald Trump. Der Iran und die Hisbollah warten sehr lange mit ihrer angekündigten Rache, aber sie sind alles andere als „Papiertiger“. Mit den jüngsten israelischen Aktionen wäre nämlich die entscheidende Voraussetzung für einen solchen Gegenschlag erfüllt: Der Iran könnte jetzt bei einem Krieg gegen Israel schwerlich als Angreifer bezeichnet werden, was vor allem in der politischen Öffentlichkeit der USA jene Unterstützung deutlich mäßigen würde, die Präsident Joe Biden unbedingt für einen Kriegseintritt an der Seite Israels benötigt. Europa ist – wie oben beschrieben – bereits heute so sehr von seinem inneren Islam bestimmt, dass es den Israelis in einer solchen Situation weder helfen könnte noch wollte.
Es gibt in Alternativmedien zahlreiche wilde Spekulationen über den weiteren Verlauf des Nahostkrieges. Bei diesen Szenarien wird fast immer eine Schlüsselposition des gesamten Konfliktes übersehen, nämlich der israelische Kernreaktor von Dimona in der Negev-Wüste. Wenn der Iran bereits heute über Nuklearwaffen verfügte, könnte er ohne weiteres mit von Syrien aus abgefeuerten Marschflugkörpern diese geheimnisumwitterte, tief verbunkerte Atomanlage sprengen und Israel damit in eine radioaktive Wüste verwandeln. Dieses Szenario ist nicht unrealistisch. Dass in Dimona der Nuklearsprengstoff für die israelischen Atomwaffen produziert wird, ist ein offenes Geheimnis. Die Israelischen Sprengköpfe basieren aufgrund der relativ geringen Größe der Dimona-Anlage sehr wahrscheinlich nicht auf Uran, sondern auf Plutonium, dem wahrscheinlich schlimmsten auf Erden existierenden Giftstoff, der fatale, weiträumige Auswirkungen hervorbringen würde, wenn er sich nach einem erfolgreichen iranischen Angriff auf Dimona in einer Staubwolke verbreitet. Die iranischen Marschflugkörper wurden im Persischen Golf schon vor Jahren erfolgreich getestet und können dort auch größere Schiffe über eine Distanz von mehr als 200 km hinweg zerstören.
Atomwaffen erfordern keine großindustrielle Produktion
Weiter ist es vom Südwesten Syriens bis nach Dimona auch nicht. Die entscheidende Frage ist also, ob der Iran schon nukleare Sprengköpfe besitzt. Dies ist nicht so unwahrscheinlich, wie es auf den ersten Blick erscheint. Das endlose Gezerre um das Atomabkommen JCPoA, das unter Präsident Barack Obama (2009-2017) von den USA und fünf anderen Staaten (darunter auch Deutschland) mit dem Iran abgeschlossen und dann von Präsident Trump wieder verworfen wurde, täuscht über entscheidende Umstände hinweg: Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA, die das Abkommen kontrollieren sollte, verfügt weder über ein Mandat noch die Fähigkeit, mit geheimdienstlichen Mitteln nach verborgenen Nuklearanlagen zu suchen. Die Herstellung einer Atombombe erfordert keine riesigen Industriekomplexe. Das US-amerikanische Manhattan Project wäre im Zweiten Weltkrieg sehr wahrscheinlich auch dann verborgen geblieben, wenn es damals schon Satelliten gegeben hätte. Der zugehörige Atomreaktor wurde seinerzeit unter der Tribüne eines kleinen Football-Stadions versteckt, und Zentrifugenketten zur Uranreicherung lassen sich in jeder Fabrikhalle aufbauen, weil die Radioaktivität des verwendeten Materials relativ gering ist.
Wenn man dies bedenkt, wäre es nicht unwahrscheinlich, dass es im Iran schon längst einsatzbereite Nuklearsprengköpfe gibt. Die Technologie der Urananreicherung wird von den Iranern hinlänglich beherrscht, wie es die öffentlich bekannten diesbezüglichen Experimente im Kernforschungszentrum von Natanz zeigen. Die dazugehörigen Raketen sind im Iran ebenfalls vorhanden, wie wir bereits gesehen haben. Behalten wir also den Namen Dimona im Gedächtnis. Die Folge eines Nuklearangriffes auf diesen Ort wäre das Ende des Staates Israel, und die Konsequenzen eines aus einer solchen Aktion sehr wahrscheinlich resultierenden israelischen Zweitschlages will ich hier nicht erörtern. Sie wurden mir bei einer Reise nach Ägypten im Dezember 2008 auf dem Assuan-Staudamm von unserem damaligen Reiseleiter in einer Deutlichkeit beschrieben, die mich heute noch entsetzt.
Vollendung des Christentums im Islam?
Die islamische Revolution scheint also innen- wie außenpolitisch auf der Siegerstraße zu sein. Ich verschanze mich hier bewusst nicht hinter der Formel „politischer Islam“, denn es gibt keinen unpolitischen Islam. Der französische Religionswissenschaftler Ernest Renan (1823-1892) bezeichnete den Islam nicht als Religion, sondern als politisch-juristisches System (système politique et juridique), womit er meiner Meinung nach der Wahrheit näher kam als manch ein heutiger westliche „Islamexperte“. Meine pessimistische Einschätzung der Erfolgsaussichten unserer „alten“ westlichen Gesellschaften gegenüber dem Islam bedeutet aber keine Kapitulation. Das Christentum könnte gleichsam seine Vollendung darin finden, dass es den Islam als das akzeptiert, was er in dessen eigener Vorstellung auch tatsächlich ist, nämlich eine Weiterentwicklung von Judentum und Christentum, die viele Inhalte seiner beiden Vorgänger übernommen hat.
Jesus und Maria spielen im Koran genauso eine wichtige Rolle wie viele Gestalten des Alten Testamentes. Natürlich ist dies aus streng christlicher Sicht Ketzerei, aber man muss sich dabei vor Augen halten, dass Glaubenssätze über die göttliche Natur Jesu und die heilige Dreifaltigkeit fast allen westlichen Menschen so fremd geworden sind, dass sie die dahinter stehende theologische Problematik gar nicht mehr verstehen. Es ist keine religiöse Notwendigkeit, dass die jüdisch-christliche Heilsgeschichte mit dem Neuen Testament ihren endgültigen Abschluss gefunden hat und eine spätere, darüber hinausgehende Offenbarung an den Propheten Mohammed (570-632 n. Chr.) Gott aus diesem Grunde unmöglich gewesen sein sollte. Aus einer weltlichen Perspektive ist ein anderer historischer Aspekt hoffnungsvoll: Als in der Spätantike und im frühen Mittelalter der germanisch-keltische Kulturkreis das Christentum adaptierte, änderte sich dadurch auch dessen Charakter wesentlich. Vielleicht steht in unseren Tagen zwar ein Ende des „christlichen Abendlandes“ bevor, aber dieses Ende könnte von ähnlicher Art sein wie sein Anfang.
Trost für Konservative
Ein „islamisches Abendland“ könnte den Islam in seinem eigenen Sinne verändern, dabei viele Errungenschaften des alten Westens bewahren und zugleich zivilisierend auf das heutige islamische Kernland zurückwirken. Zumindest würde sich dabei sehr wahrscheinlich im Westen eine lebendige Religiosität wieder erneuern, deren Verlust uns in der allgemeinen Sinnkrise unserer Tage mehr und mehr schmerzlich bewusst wird. Gerade westliche Konservative könnten angesichts der bevorstehenden Islamisierung darin Trost finden, dass der Islam fast idealtypisch jenes Wertedreieck „Gott – Familie – Vaterland (Kalifat)“ verkörpert, das Edmund Burke (1729-1797) als konstitutiv für stabile Gesellschaften ansah. Wenn man noch einen weiteren Schritt zurückgehen will, dann findet man im Islam auch ein zentrales Element der “Traditionalistischen Philosophie” wieder, nämlich die direkte Ableitung des Staates aus der Religion. Einer der Begründer des Traditionalismus, der Franzose René Guénon (1886-1951), konvertierte zum Islam und starb in Kairo unter dem Namen Abdel Wahid Yahia.
Wenn diese sehr weit gespannte Analyse den Leser von einer allzu starren Fixierung auf gegenwärtige politische Auseinandersetzungen in der Bundesrepublik abgelenkt hat, deren Bedeutung angesichts langfristiger Entwicklungen sehr gering ist, dann hat dieser Text seinen wesentlichen Zweck erfüllt. Ich könnte hier zum 8. Januar auch noch einen Gesprächspartner aus der „rechten Szene“ zitieren, der mir im vergangenen Jahr die Erkenntnis mitteilte: „Der Tag X kommt nie.“ Stattdessen kommt sehr wahrscheinlich eine Entwicklung, in welcher der Islam sowohl in Deutschland als auch in der Welt eine bestimmende Rolle spielen wird. Diese Zukunftsperspektive mag erschrecken, ist aber bei näherer Betrachtung weder unvorstellbar noch unerträglich.
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