Ein sehr interessanter Beitrag, den ein Poster heute im Andreas Unterberger Blog reingestellt hat!
Dieser Kommentar ist der Versuch, den Konflikt zwischen Israel und Palästina nicht nur aufgrund der Wirkungen, sondern vor allem auf Basis der Ursachen zu verstehen. Keine Schuldzuweisungen, Entschuldigungen oder Rechtfertigungen. In zwei Tagebuchkommentaren habe ich Ähnliches beim Ukraine Krieg versucht. In beiden Fällen kann man folgende Behauptung voranstellen: „Es gibt Staaten, an denen die Geschichte abperlt wie Wasser von einem gut eingefetteten Ölzeug. Zu ihnen gehören in erster Linie Großbritannien und die USA. Es findet sich hier eine merkwürdige Koinzidenz aus erfolgsbegründetem Selbstbewusstsein und einer historischen Wirklichkeit, aus der man immer wieder ungeschoren davongekommen ist. Ohne Revolutionen, Bürgerkriege, Irr- und Sonderwege aller Art. In triumphalem Einklang mit dem Lauf der Welt (R.P. Sieferle)Wenn nicht anders angegeben, verwende ich Zitate aus dem Buch „Rise and Kill First. The Secret History of Israel’s Targeted Assassinations“ von Ronen Bergmann, Random House NY (Die Geschichte des Mossad). Ronen selbst beginnt sein Buch mit dem Vers 72/1 aus dem babylonischen Talmud: “Wenn jemand kommt, dich zu töten, steh auf und töte ihn zuerst”
Der Zionismus als politische Ideologie war 1896 aufgekommen, als Theodor Herzl sein Werk „Der Judenstaat“ veröffentlichte. Herzl betrachtete das jüdische Stammland Palästina (Judäa, Samaria mit Galiläa) zwar als „ideales Gebiet“ für einen künftigen jüdischen Staat, betonte dabei aber, dass jedwede Ansiedlung dort geregelt und behutsam vonstattengehen müsse. Herzls Weltsicht wurde als politischer Zionismus bekannt.
Um 1880 wohnten Juden als Minderheit im späteren Palästina. Aus den Gebieten, auf denen der Staat Israel errichtet wurde, und die er im Palästinakrieg von 1947/49 eroberte, flohen zwischen 600.000 und 750.000 Palästinenser oder sie wurden vertrieben. Man schätzt, dass ebenso viele Juden unmittelbar nach diesem Krieg nach Israel einwanderten (1960 Film Exodus mit Paul Newman und Eva-Marie Saint). Ca. 70.000 arabische Flüchtlinge wurden nach dem Krieg in Gaza, einem 360 Quadratkilometer großen wüstenähnlichen Küstenstreifen angesiedelt. Im Jahr 2022 lebten bereits mehr als 2,1 Millionen Palästinenser im Gazastreifen.
Mit ein paar Federstrichen zerstörten Briten und Franzosen vor 105 Jahren die Konfliktsicherungsmechanismen der Osmanen im Nahen Osten. Und legten damit den Grundstein für viele der Konflikte, die noch heute die Region und die Welt beschäftigen.
Eine „nationale Heimstätte für das jüdische Volk“ versprach die Erklärung des damaligen britischen Außenministers Lord Arthur Balfour vom 2.11.1917. Die Erklärung hat den Lauf der Geschichte im Nahen Osten nachhaltig verändert. Sie versprach den Juden eine nationale Heimstätte und den Arabern, dass ihre Rechte nicht beschnitten würden. In dieser Erklärung sichert Arthur Balfour dem prominentesten Vertreter der zionistischen Bewegung in England, Lord Rothschild, die Unterstützung der Regierung und der britischen Krone beim Aufbau einer nationalen Heimstätte in Palästina zu.
Damals befand sich Palästina noch im Machtbereich der Osmanen. Die damalige britische Regierung unter Lloyd George versprach sich von der Zusage an die zionistische Bewegung Vorteile in der Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen während des WKI und auch langfristige strategische Vorteile.
Die Balfour-Erklärung legte den Grundstein zu dem bis heute andauernden Konflikt zwischen Juden und Arabern. Der Wortlaut:
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„Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern infrage stellen könnte. Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie diese Erklärung der Zionistischen Vereinigung zur Kenntnis bringen würden. Ihr Arthur Balfour“.
Die „WELT“ schreibt am 02.11.2017, dem 100. Jahrestag der Balfour-Erklärung: „Das doppelte Spiel der Briten im Nahen Osten. Um die Kriegsanstrengungen Russlands und der USA im WKI zu steigern, versprach Londons Außenminister Balfour im November 1917 den Juden eine „nationale Heimstatt“ in Palästina. Ein Trick, der zur Katastrophe wurde. In der Folge kam und kommt es bis in die Gegenwart zu massiven jüdischen Einwanderungen mit Landraub in Palästina“.
Das Sykes-Picot-Abkommen vom 16. Mai 1916 war eine geheime Übereinkunft der Regierungen Großbritanniens und Frankreichs, durch die deren koloniale Interessengebiete im Nahen Osten nach der erwarteten Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg festgelegt wurden. Die Bevölkerung erfuhr nichts davon. Und die Kolonialherren waren nicht in der Lage, eine stabile Ordnung für die dort lebenden Völker zu etablieren.
Das Abkommen wird heute als eine Ursache für Konflikte in der Region genannt. Rücksicht auf ethnische und kulturelle Strukturen wurde bei der Grenzziehung nicht genommen.
Großbritannien wurde die Vorherrschaft über ein Gebiet zuerkannt, das insgesamt etwa dem heutigen Jordanien, dem Irak und dem Gebiet um Haifa entspricht. Frankreich sollte die Herrschaft über die Südost-Türkei, den Nordirak, Syrien und den Libanon übernehmen. Jedes Land konnte die Staatsgrenzen innerhalb seiner Einflusszone frei bestimmen.
Das später Palästina genannte Gebiet sollte unter internationale Verwaltung gestellt werden. Über dessen genaue Ausdehnung und Grenzen wurden in der Folge heftige Kontroversen geführt.
Am 14. Mai 1947 endete das britische Mandat über Palästina. Bereits am Nachmittag des 14. Mai proklamierte David Ben-Gurion den Staat Israel. Damit ging ein jüdischer Traum in Erfüllung. Für die Araber ging der Tag als „Nakba“, eine Katastrophe, in die Geschichte ein.
Seine wahren Pläne mit Israel schrieb Ben-Gurion bereits 1938 in einen Brief an Chaim Weizmann von der Jewish-Agency in New York:
„Fördert oder verzögert die Errichtung eines jüdischen Staates – nur in einem Teil Palästinas – die Umwandlung dieses Landes in ein jüdisches Land? Meine Annahme (weshalb ich ein glühender Befürworter eines Staates bin, auch wenn er jetzt mit der Teilung verbunden ist) ist, dass ein jüdischer Staat auf nur einem Teil des Landes nicht das Ende, sondern der Anfang ist. Das kommt daher, weil diese Vermehrung des Besitzes nicht nur an sich von Bedeutung ist, sondern weil wir durch sie unsere Kraft vermehren, und jede Zunahme der Kraft hilft beim Besitz des Landes als Ganzes. Die Errichtung eines Staates, wenn auch nur auf einem Teil des Landes, ist die maximale Stärkung unserer Kräfte in der Gegenwart und ein mächtiger Schub für unsere historischen Bestrebungen, bald das ganze Land zu besitzen.“
Der israelische Historiker Ilan Pappe zitiert in seinem 2006 erschienenen Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ Ben-Gurion mit den Worten: „Die Araber werden gehen müssen, aber man braucht einen günstigen Moment, um es geschehen zu lassen, wie z.B. einen Krieg“. Herzl meinte doch 1896, dass „jedwede Ansiedlung dort geregelt und behutsam vonstattengehen müsse“?!
Ilan Pappe beschreibt, wie der militärische Konflikt in den Jahren 1947 bis 1949 in eine systematische Politik Israels übergegangen ist, die bis heute einen Frieden in Palästina verhindert. Zwei Monate vor dem Ende der britischen Verwaltung Palästinas im Auftrag der UN, am 10. März 1948, trifft sich im Roten Haus in Tel Aviv, dem Hauptquartier der Untergrundmiliz Hagana, eine Runde hochrangiger zionistischer Politiker. Eingeladen hat David Ben-Gurion, später Ministerpräsident Israels.
Mit dabei Yigal Allon (später Außenminister), Moshe Dayan (später Verteidigungs- und Außenminister), Yigael Yadin (später stellvertretender Ministerpräsident), Yitzchak Rabin (später Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger). Sie verabreden die Endfassung eines Masterplans, den „Plan Dalet“, zur Vertreibung der arabischen Bevölkerung. Das Land, zu 11% im Besitz der jüdischen Einwanderer, die nicht einmal ein Drittel der Einwohner stellen, soll systematisch freigemacht werden für eine endgültige jüdische Besiedelung, und hierzu ist jedes Mittel recht.
Am 29.11.1947 beschloss die Generalversammlung der UN, Palästina zu teilen und einen souveränen jüdischen Staat zu schaffen. Bereits am nächsten Tag kam es zu Angriffen von Arabern, die sich um Identität und Land betrogen und von der Welt verraten fühlten. Es war der Beginn des Palästinakriegs, den Israel mit US amerikanischer und britischer Militärhilfe gewann.
Zum Terror in Israel darf auch Sebastian Kurz, der an einer Cyber-Security Firma in Israel beteiligt ist, mit einem Kommentar nicht fehlen: „Hat sich angefühlt wie 9/11“. Kurz sitzt ja auch im Beirat vom Nahost-Institut von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Das von Jared Kushner gegründete „Abraham Accords Peace Institut“ soll die Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Staaten vorantreiben. Wenn ich mir aber ansehe, wer da im Institut das Sagen hat, z.B. der US Außenminister Blinken, schwinden meine Hoffnungen auf Frieden im Nahen Osten. Zudem können alle US Präsidenten, egal ob Republikaner oder Demokrat, nicht ohne das OK der zionistischen Vorfeldorganisationen (AIPAC, WJC, …) in das Amt gewählt werden. Eine Empfehlung für die kommenden Herbst- und Wintertage:
https://michael-lueders.de/wer-den-wind-saet/
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