Armee gegen Bandenkriminalität : Schweden als Menetekel

Wenn es heißt, dass Integrationsleistungen hierzulande zusammengebrochen seien, ist der Kopf vieler Politiker wieder da, wo er in der Migrationspolitik meistens ist: im Sand. Stattdessen sollten sie nach Schweden schauen.

Nirgendwo sonst in Europa gehe es so zu wie in Schweden, wetterte Ulf Kristersson, der Ministerpräsident, nach den jüngsten tödlichen Gewaltausbrüchen. Dass er nun zum letzten Mittel greift, dem Einsatz der Armee, ist nicht nur ein Zeichen dafür, dass die Polizei überlastet ist, sondern auch für die Schwierigkeiten, in die Schweden geraten ist.

Elf Tote in diesem, sechzig Tote im vergangenen Jahr, manche Monate mit zwanzig Schusswechseln und Sprengstoffanschlägen – die Bandenkriminalität mit migrantischem Hintergrund, hierzulande Clan-Kriminalität genannt, nimmt erschreckende Ausmaße an. Es geht um Rauschgift, Waffen, aber auch um Ehrenmorde, Erpressung, Rache. Allein in Stockholm spricht die Polizei von 150 Adressen, die jederzeit zum Schauplatz von Kapitalverbrechen werden könnten, bei denen es meist auch Unschuldige trifft.

Kontrollverlust des Staates

Wie konnte es so weit kommen? Kristersson ist erst im vergangenen Jahr auf einer Woge der Verunsicherung und der Empörung über die Kriminalität an die Macht gekommen. Der konservative Politiker stützt sich im Reichstag auf die Rechtspopulisten. Auch deren Stärke ist anders als durch den Kontrollverlust, den der schwedische Staat erlebt, nicht zu erklären.

Die jüngsten Todesopfer gehen auf eine schwedisch-türkische Verbrecherfehde zurück, aber alle Fälle haben einen gemeinsamen Hintergrund. Die organisierte Kriminalität bedient sich meist jugendlicher Einwanderer als Werkzeug ihrer Verbrechen. Wie groß deren Perspektivlosigkeit ist, zeigen Ausschreitungen wie kürzlich wieder in Malmö. Der Grund liegt auf der Hand: gescheiterte Integration.

Der schwedische Alltag ist ein Menetekel – besonders für Deutschland. Dankbar muss man dafür sein, dass Clan-Kriminalität hierzulande mittlerweile konsequent bekämpft wird. Das hat leider nicht dazu geführt, dass tonangebende Politiker in Berlin aus ihren Fehlern gelernt hätten. Wenn es seit Monaten heißt, dass Integrationsleistungen flächendeckend zusammengebrochen seien, ist ihr Kopf wieder da, wo er in der Migrationspolitik die meiste Zeit war: im Sand.