Deutschland 2023: Geplatzte Illusionen

Deutschland ist Traumland

Die Bundesrepublik Deutschland ist ein freiheitlicher und demokratischer Rechtsstaat, in welchem alle Macht vom Volke ausgeht. Außerdem bringt der Storch die Kinder. Zeit, über ein paar geplatzte Illusionen zu reflektieren!

Der Krieg in der Ukraine ist der ultimative Augenöffner hinsichtlich der Frage, was die Bundesrepublik Deutschland für ein Land ist. Sollte man meinen. Offensichtlich ist es aber anders. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion scheint im großen Maßstab verloren gegangen zu sein. Wäre es anders, müssten sich die Leute zwischenzeitlich massenhaft gefragt haben, was sie selbst für welche sind, wenn man ihnen mit einer solchen Leichtigkeit den offensichtlichsten Stuß als der Weisheit letzten Schluß präsentieren kann. Die Realität sieht wahrscheinlich so aus: Die Bundesrepublik Deutschland ist ein antifreiheitlicher und pseudodemokratischer Linksstaat, in welchem alle Macht vom Meinungsinhaber ausgeht. Und wenn es so wäre, was würde einem die Einsicht nützen, daß dem so ist?

Die Meinungsmacher und die Macht

Man hört oft die leichtfertige Feststellung, jemand habe die Macht oder er sei an der Macht. Auch heißt es, jemand stelle die Machtfrage. Die Ampelkoalition habe jetzt die Macht, hört man oft. Und es gibt den Satz “Wissen ist Macht“. Wenn der zutrifft, dann wäre Wissensvorsprung Machtsicherung. Wer an seiner Machtsicherung interessiert ist, täte gut daran, das Wissen derjenigen, über die er Macht hat, durch etwas anderes zu ersetzen. Meinung wäre ein hervorragendes Wissens-Surrogat. Wozu sich mühsam Wissen aneignen, wenn es doch mühelos und gleichwertig durch eine Meinung ersetzt werden kann? Ein bekannter Slogan heißt schließlich nicht “Dein Wissen zählt“, sondern “Deine Meinung zählt“. Ein gern gehörter Lügenslogan, weil er Bequemlichkeit rechtfertigt. Eine Meinung kann jeder anstrengunslos haben, Wissen jedoch nicht.

Was wirklich zählt im pseudodemokratischen Linksstaat, ist, daß der Meinungsinhaber davon überzeugt ist, seine Meinung zähle. Addierte Meinungen könnten schließlich eine Mehrheit darstellen. Wichtig wäre im pseudodemokratischen Linksstaat, daß man dem Souverän in seiner Einbildung, er sei einer, eine Meinung macht, mit der er sich als mehrheitsfähig begreift – und dadurch dann wieder sich selbst als “auf der sicheren Seite der Macht” stehend. Wer hätte schon gern die eingebildete Macht gegen sich? – Na eben. Propaganda gibt es schließlich nicht deshalb, weil sie nutzlos wäre. Sie dient nie der Änderung von Wirklichkeit, sondern immer der Änderung ihrer Wahrnehmung. Das ist aber nur eine kleine Spitzfindigkeit am Rande.

Putin, Prigoschin und die deutschen Meinungsinhaber

Damit der Meinungsinhaber eine nützliche Meinung hat, müssen die “Vasallen der zerbröselnden Macht” ihm eine machen, die ihnen gefällt. Wie das geht, war dieser Tage exemplarisch zu bestaunen. In Russland ist ein Flugzeug abgestürzt. Alle Passagiere sollen ums Leben gekommen sein. Laut Passagierliste soll sich auch Wagner-Chef Prigoschin unter den Opfern befunden haben. Das Flugzeug soll entweder abgeschossen worden sein oder es soll ein Bombe an Bord explodiert sein. Nichts davon steht fest. Es steht noch nicht einmal fest, daß die erwähnte Passagierliste ist, wofür man sie halten soll. Es gibt das Video eines abstürzenden Flugzeugs. Weder ist zu sehen, wie es von einem Geschoß getroffen wird noch ist zu sehen, daß es explodiert. Auch den Aufschlag auf dem Boden gibt es nicht zu sehen.

Nur einmal unterstellt, daß das Flugzeug in dem Video tatsächlich das behauptete Flugzeug ist und daß sich Wagner-Chef an Bord befunden hat: Es ist bereits vorgekommen, daß sich unmittelbar nach dem Start ein Triebwerk von der Tragfläche eines Passagierjets gelöst hat. Bei der DC 10 ist mehrmals eine Laderaumtür durch den Kabinen-Innendruck nach außen abgesprengt worden, die nicht richtig verriegelt gewesen war. Es hat zugefrorene Pitot-Rohre gegeben, “amoklaufende” Assistenzsysteme (Boeing 737-800), Abstürze wegen fehlerhafter oder mangelhafter Wartung, Triebwerksausfälle wegen Vogelschlag und vulkanischer Flugasche, durchtrennte Hydraulikleitungen, und, und, und. Es gibt tausend denkbare Ursachen dafür, daß ein Flugzeug abstürzt. Die Allman-Brothers (legendäres Album: “Live at Fillmore East“) sind abgestürzt, Lynyrd Skynyrd (“Sweet Home Alabama“) sind abgestürzt, der Rallyefahrer Collin McRae ist abgestürzt (Hubschrauber), der Basketballer Kobe Bryant ist abgestürzt (Hubschrauber), fast eine ganze polnische Regierungsmannschaft ist abgestürzt, die Mannschaft von Manchester United ist abgestürzt – und nun soll es eben Jewgenij Prigoschin erwischt haben mit einem Flugzeugabsturz. Warum ausgerechnet Prigoschin nicht mit einem “ganz normalen Flugzeugabsturz“? Weil Flugzeugabstürze nicht “normal” sind? – Das wäre eine gewagte Behauptung. Seit es Flugzeuge gibt, gibt es auch Abstürze. Das ist normal.

Der Putin war’s!

Im Fall Prigoschin weiß man, was die Medien über den Absturz berichtet haben. Auch Wladimir Putin hat sich inzwschen zum Flugzeugabsturz geäußert. Was Prigoschin angeht, fing Putin so an: “Falls sich Wagner-Leute an Bord befunden haben sollten…” – “falls“. Nur für den Fall, daß dieses “falls” jemand überhört haben sollte.

Bei den Meingsmachern der Öffentlich-Rechtlichen kamen ausgerechnet Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Roderich Kiesewetter zum Einsatz, um den deutschen Meinungsinhabern eine passende Meinung zu machen. Erstere ist – wichtig: unter anderem! –  Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag und Letzterer firmiert als CDU-“Außenpolitiker”, ebenfalls “unter anderem“. In den Medien wird Strack-Zimmermann jedoch meistens auf “Vorsitzende des Verteidigungsausschusses” reduziert. Das muß genügen, damit der Zuschauer “weiß”, mit wem er es zu tun hat. Aus gutem Grund. Strack-Zimmermann und Roderich Kiesewetter zählen zu den ärgsten Kriegstreibern gegen Russland seit Beginn der russischen SMO in der Ukraine.  Deren “Expertise”: Der Putin war’s! Hier zeige sich wieder einmal, was dieser Putin für einer ist! So gehe es einem, der sich wie Prigoschin mit dem Teufel einläßt. Man habe es vorhersehen können. Erstaunlich sei, daß es nun “doch so schnell” gegangen sei. Eine Warnung sei das an den “Wertewesten”.

Ein Fest für supermoralische Haltungs- und Meinungsdeutsche

Strack-Zimmermanns und Kiesewetters Interesse daran, dem deutschen Demokraten die Meinung zu bilden, daß Putin den Abschuß von Prigoschins Maschine befohlen hat, war mit Händen zu greifen. Sie müssen ja auch sehr daran interessiert sein, daß sich der deutsche Demokrat eine Meinung bildet, die ihnen gefällt. Zuletzt lief es ja nicht mehr in ihrem Sinn. Die Mehrheit hatte die Schnauze gestrichen voll von dem verlogenen Westwert-Gedöns zum Ukrainekrieg und dem Heiligenschein über dem Kopfe des dortigen “Dieners des Volkes“. Die Ukrainefähnchen auf den Profilseiten der Nutzer in den sozialen Medien sind mindestens in demselben Ausmaß verschwunden wie die ukrainischen Soldaten an der Front und die Milliarden von Dollar, die in die Ukraine geschaufelt worden waren. Hunderttausende von toten und verstümmelten Ukrainern – und das alles ohne jeden militärischen Erfolg, dafür aber mit glänzenden Gewinnen für die Rüstungsindustrie, deren Produkte der Steuerzahler kauft. Da wäre Strack-Zimmermann und Kiesewetter ein Putin mehr als recht gewesen, der unter Beweis gestellt hätte, weshalb ihn supermoralische Haltungs- und Meinungsdeutsche, “wir alle gemeinsam” also, ganz grundsätzlich bekämpfen müssen. Was die beiden tatsächlich zum Ausdruck gebracht hatten, war aber unausgesprochen etwas ganz anderes.

Um ihnen die unausgesprochenen Worte einmal in den Mund zu legen: “Die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt und wir beide wissen ganz genau, was die meisten von euch nicht wissen. Zum Beispiel wissen die wenigsten von euch, daß wir dick mit der Rüstungsindustrie verbandelt – und wahre Transatlantiker vor dem Herrn sind. Deshalb wissen auch die wenigsten von euch, daß wir beide ein höchstpersönliches Interesse daran haben, daß ihr eine ganz bestimmte Meinung über Wladimir Putin für anschlußfähig haltet.

Niemand weiß mit letzter Sicherheit, ob Prigoschin abgestürzt ist

Weder Strack-Zimmermann noch Kiesewetter konnten wissen, was die Absturzursachen gewesen sind. Und beide wollten den deutschen Demokraten weismachen, Putin sei dann, wenn er tatsächlich hätte Prigoschin aus dem Weg räumen wollen – a) gewissenlos genug, die Leben unschuldiger Piloten und Flugbegleiter zu opfern – und b) dumm genug,  Prigoschin ausgerechnet während des BRICS-Gipfels abschießen zu lassen und der Welt auf diese Weise zu demonstrieren, was er selbst für ein Despot ist, obwohl es in der Woche vorher, als Prigoschin in Afrika gewesen ist, mit Sicherheit multiple Möglichkeiten gegeben hätte, Prigoschin und ausschließlich Prigoschin selbst aus dem Weg räumen zu lassen. Tatsache ist jedoch, daß man bis zum heutigen Tag nicht mit letzter Sicherheit weiß, ob Prigoschin überhaupt abgestürzt ist. Es wurde wieder eine Meinung gemacht: Er ist abgestürzt und Putin hat es veranlaßt. Das alles hat mit einer Demokratie, in der ein notwendigerweise informierter Demokrat der Souverän zu sein hätte, von dem alle Macht ausgeht, nicht das geringste mehr zu tun. Das ist ein derartiges Schmierentheater, daß es jeder Beschreibung sowohl von Schmiere als auch Theater spottet.

Gerade die Prigoschin-Geschichte und die deutsche Qualitäts-Meinungsinhaberei dazu illustrieren zum x-ten Male trefflich, was die deutsche Medien- und Massendemokratie ist: Eine Illusion von Demokratie, wenn nicht gar die Pervertierung von Demokratie. Von einem freiheitlichen und demokratischen Rechtsstaat, in welchem alle Macht vom Volke ausgeht, kann da wirklich keine Rede mehr sein.

Ein weit verbreiterer Irrtum

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, daß sich der deutsche Demokat aussuchen könne, ob er der Souverän sein will oder nicht. Das kann er nicht. Das Wahlvolk hat der Souverän zu sein und laut Grundgesetz hat alle Macht vom Volke auszugehen. Der Souverän kann sich also nicht aussuchen, ob er lieber etwas wissen – oder ob er sich lieber eine Meinung machen lassen will. Im Grundgesetz ist nirgendwo zu lesen, daß alle Macht vom ahnungslosen Meinungsinhaber auszugehen hat.

In Deutschland gibt es inzwischen Meinungsinhaber, die der Ansicht sind, daß es gut wäre, wenn ihre Blutlinie mit ihnen selbst zu Ende ginge, weil ihre Nachkommen sowieso nur das liebe Weltklima schädigen würden. Deswegen “verzichten” sie dann auf eigene Kinder, ermorden unter Umständen Ungeborene – und erwarten von allen anderen, daß die das als Verantwortungsbewußtsein begreifen sollen, mindestens aber als eine “gleichberechtigte” Meinung. Logischerweise ist es aber so: Mit jedem weiteren Tag, den sie selbst leben, schädigen solche Meinungsinhaber das liebe Weltklima. Dieser Meinung müssten sie dann jedenfalls und ebenfalls sein und sich überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, sich selbst schmerzlos aus der Gemeinschaft der “die Menschen” zu entfernen. Dem Weltklima zuliebe. Da die “die Menschen” ohnehin alle gleich sind, käme es ja auch auf einen mehr oder weniger nicht an. Das tun sie aber nicht. Warum nicht? Weil ihnen wichtig ist, für ihre selbstlose Meinung bewundert zu werden und “Zeichen setzen” zu können, so lange sie leben. Wie lange wollen sie also leben? Möglichst lange. Auch “bewußte” Fortpflanzungsverweigerer tragen ihr Fahrradhelmchen nicht ohne Hintergedanken.