Silvio Berlusconi ist tot

Er hat Italiens Politik über Jahrzehnte geprägt, ein Wirtschaftsimperium erschaffen – und verlässlich für Skandale gesorgt: Nun ist Silvio Berlusconi gestorben. Er wurde 86 Jahre alt.

Er bezeichnete sich einst als »Jesus Christus der Politik«, war im Verlauf seiner an Skandalen reichen Karriere viermal Ministerpräsident: Italiens früherer Regierungschef Silvio Berlusconi ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Ein Sprecher bestätigte entsprechende Berichte italienischer Medien. Seit vergangenem Freitag befand sich der Politiker und Unternehmer in der Mailänder Klinik San Raffaele. Er litt an einer chronischen Form von Leukämie.

Erst vor kurzer Zeit war Berlusconi wegen seiner Erkrankung und einer Lungenentzündung behandelt worden. Rund zwei Wochen hatte er auf der Intensivstation gelegen, konnte nach 45 Tagen jedoch wieder die Klinik verlassen.

An diesem Vormittag waren Berlusconis Töchter und Söhne sowie Bruder Paolo ins San Raffaele geeilt, wo sich bereits Berlusconis aktuelle Partnerin Marta Fascina befand, wie die italienische Zeitung »Corriere della Sera« berichtet. Dies wurde als Zeichen für eine rasche Verschlechterung von Berlusconis Zustand gedeutet.

»Ende einer Ära«

Berlusconi prägte Italien wie kaum eine andere Person in den vergangenen Jahrzehnten. Die Zeitung »La Repubblica« schreibt vom »Ende einer Ära«. Der »Corriere della Sera« beschreibt Berlusconi als den Mann, der »die Politik und Italien verändert hat«.

Berlusconi wurde am 29. September 1936 geboren. Seine Karriere begann während seines Jurastudiums als Staubsaugervertreter und Conferencier auf Kreuzfahrtschiffen. Später gründete er einen Medienkonzern, wurde Milliardär, fungierte 20 Jahre lang als Präsident des Fußballvereins AC Mailand und viermal als Ministerpräsident Italiens. Er bestimmte die Geschicke des Landes mehr als zwei Jahrzehnte mit und war zeitlebens umstritten, wurde aber von vielen auch bewundert.

»Vater aller Populisten«

Für den früheren Regierungschef Mario Monti war Berlusconi der »Vater aller Populisten«. Immer wieder gab es Vorwürfe von Interessenkonflikten zwischen seinem Amt und dem von ihm kontrollierten Medienimperium Mediaset. Auch musste er sich zahlreichen Gerichtsprozessen stellen.

Im Zusammenhang mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung wurde er 2013 aus dem Parlament ausgeschlossen und durfte in den folgenden Jahren keine öffentlichen Ämter ausüben. Er klagte dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zuletzt war er Abgeordneter im Senat, der kleineren der zwei Parlamentskammern in Rom.

Im März 2015 wurde er im »Bunga-Bunga«-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in letzter Instanz freigesprochen. Auch ein Folgeverfahren wegen Zeugenbestechung endete mit einem Freispruch. Seiner Beliebtheit bei vielen Menschen in Italien taten die Konflikte mit dem Gesetz aber keinen Abbruch.

m Zuge der Finanzkrise hatte er 2011 endgültig als Ministerpräsident abtreten müssen. Immer wieder versuchte er das politische Comeback für ein Spitzenamt. Doch das gelang dem »Cavaliere« nicht – auch sein letzter Traum, Staatspräsident zu werden, platzte Anfang 2022.

Gesundheitlich hatte Berlusconi in den vergangenen Jahren immer wieder große Probleme: 2016 wurde er am Herzen operiert, 2020 musste er wegen einer Coronainfektion und einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Auch 2022 wurde er wegen einer Harnwegsinfektion stationär behandelt. Bereits 1997 wurde er wegen eines Tumors an der Prostata operiert. Schon seit mehreren Jahren hatte er zudem einen Herzschrittmacher. Zuletzt wurde bekannt, dass er an chronischer Leukämie litt.

In Regierungen nur noch Juniorpartner

Seine Forza Italia, die er bei den Parlamentswahlen 1994 aus dem Stand zur größten Partei gemacht hatte, verlor immer weiter an Zustimmung. Das lag auch daran, dass Berlusconi kaum politische Erben zuließ und Forza Italia immer mit seinem Namen verbunden war. Immerhin schaffte sie es als kleiner Partner von Giorgia Meloni im Herbst 2022 noch mal in die Regierung.

Auch privat sorgte Berlusconi stets für Schlagzeilen. Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt fünf Kinder und viele Enkel. Zuletzt war er mit der mehr als 50 Jahre jüngeren Forza-Italia-Abgeordneten Marta Fascina liiert-

Ja natürlich …


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